“Ausatmen, Junge, ausatmen, sonst platzt du!”. Der Sänger von REANIMA macht unglaublich viele sogenannte „Inhales“, „Pigsqueels“ und ähnliches, dass man beim Zuhören schon Angst bekommt. Wie man die Band ansonsten musikalisch einzuordnen hat? Hm, da ist ein bisschen Metalcore zu hören, jede Menge Deathcore, aber genauso gut chaotische Parts, die gar nicht so wirklich in irgendeine Schublade passen wollen. ‚Great whore of Babylon‘ ist entsprechend sperrig und fräst sich mehr in den Gehörgang, als dass es sanft hineinschaukelt.
Tja, was also noch über eine Band sagen, die sich durch ihr Songwriting gegen Eingängigkeit sperren wollen? Technisch betrachtet ist das, was die Band da abliefert, vom allerfeinsten. Schnelle Gitarrenläufe, aggressives, punktgenaues Drumming, abwechslungsreich sowieso, schrill, überraschend. Whitechapel, Suicide Silence, und Co. haben hier ebenso Pate gestanden wie Converge oder Emmure. „Einfach nur brutal muss es sein“ scheint die Devise gewesen zu sein, als man diese Songs zusammengezimmert hat, und dabei hat man keinerlei Rücksicht darauf genommen, ob die einzelnen Elemente überhaupt zusammenpassen. Mit genug Gewalt geht halt irgendwie alles.
Diese Einstellung macht REANIMA sicherlich zu etwas einzigartigem, aber ob das wirklich erstrebenswert ist, auf Teufel komm raus eigenständig zu sein (und ehrlich gesagt klingen sie nicht wirklich eigenständig, sondern vielmehr wie ein Hybrid aus viel zu vielen Einflüssen), sei dahingestellt.
Nach zwei-drei Durchläufen habe ich ‚Great whore of Babylon‘ bereits nahezu überhört. Die einzelnen Songs sind sicherlich unterhaltsam, aber als gesamtes Album stresst das einfach zu sehr. Dabei möchte ich keinen der insgesamt acht Songs hervorheben oder negativ nach hinten setzen. Die bewegen sich alle auf einem ähnlichen Niveau. Klanglich gibt es übrigens auch nichts zu bemängeln, kein Wunder, hat doch Alan Douches das Mastering vorgenommen.
Wer auf modernen, experimentierfreudigen Deathcore steht, der ist hier gut aufgehoben. Alle anderen werden wahrscheinlich mit der Einfluss-Überfrachtung zu kämpfen haben.