Killswitch Engage – Disarm the descent

KILLSWITCH ENGAGE sind zurück. Nach der Trennung von ihrem Sänger Howard Jones wurden, sicherlich auch genährt durch die hoffnungsvolle Veröffentlichung von Times Of Grace, die Rufe nach Jesse Leach laut. Der Mann, der das grandiose „Alive or just breathing“ eingebrüllt hatte, war die logische Konsequenz als Neubesetzung, und genau so ist es gekommen. Was das zukünftig für Times Of Grace bedeutet, können wir bislang noch nicht abschätzen, wir gehen aber mal davon aus, dass dieses Projekt auf Eis liegt. Die Messlatte, die Howard Jones damals hatte, war recht hoch, und doch war er in der Lage, sie zu meistern und sogar noch etwas draufzulegen. Ist Jesse Leach jetzt in der Lage, dies ebenfalls noch einmal zu toppen?
Aber zunächst einmal ganz schnell die informellen Details abhaken. Die Produktion ist, wie sollte es bei einem Adam D.-Produkt auch anders sein, bombastisch. Hier wird vorbildlich gezeigt, wie ein modernes Metalcore-Album klingen muss, ohne der ganzen Geschichte zu viel Leben zu entziehen.
Im direkten Vergleich zum selbstbetitelten Vorgänger ist ‚Disarm the descent‘ Songwriting-technisch das ganz klar bessere Album. Die Band scheint gleich mit dem Opener „The hell in me“ klarstellen zu wollen, dass man zu alter Härte zurückgefunden hat und die Zeiten, in denen man auf den Sonnenaufgang-Refrain hinarbeitet, Geschichte sind. Das funktioniert soweit erst einmal recht gut, und es ist nicht zu leugnen, dass die Songs an sich ganz klar frischer klingen als noch auf dem letzten Album der Howard-Ära.
Dreh- und Angelpunkt der Scheibe wird aber für alle sicherlich der Gesang sein. Was soll ich dazu sagen? ‚Disarm The Descent‘ ist ein großartiges Album, Jesse Leach ist ein großartiger Schreihals und ein ebenso großartiger Sänger!
Allerdings muss ich Jesse Leach mitteilen, dass es für ihn nur für die Rolle der Königin in Schneewittchen gereicht hätte. Wie war das doch gleich? „Frau Königin, ihr seid die Schönste hier… Aber Schneewittchen, hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen, ist tausendmal schöner als ihr!“ Will heißen? ‚Disarm the descent‘ ist ein wirklich tolles Album, aber wir sind überzeugt davon, hätte Howard Jones diese Songs vorgesetzt bekommen, um darüber zu singen und zu schreien, wäre dies wahrscheinlich die Scheibe des Jahres, wenn nicht sogar des Jahrzehnts geworden. Ob mit Howard Jones am Gesang allerdings diese Songs herausgekommen wären, steht auf einem anderen Blatt Papier.
Stilistisch hat die Frischzellenkur KILLSWITCH ENGAGE also gut getan, rein gesanglich verliert Jesse in unseren Augen den Zweikampf. Aber es kann allgemein aufgeatmet werden: wer KILLSWITCH ENGAGE bislang mochte, wird sie auch weiterhin mögen, denn so gravierend ist der Unterschied nun auch wieder nicht!

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