Wer keine Erwartungen hat, kann auch nicht enttäuscht werden. Schon das letzte Release der Metalcore-Kapelle A DAY TO REMEMBER hat mich mehr oder weniger kalt gelassen, zu vorhersehbar und ausgelutscht empfand ich das Songwriting. Mit entsprechend geringen Erwartungen bin ich auch an ‚Common Courtesy‘ herangetreten, und wer hätte das gedacht? A DAY TO REMEMBER spielen Metalcore!
Ich würde ihnen gerne sogar noch eine ganz spezielle Unterkategorie eröffnen, denn in Zeiten, wo eine Schublade gar nicht spezialisiert genug sein kann, da sich alle Bereiche überschneiden, ist es wichtig, sich ganz klar zu positionieren, und das machen die Herren definitiv, sie machen sich im CD-Inlay sogar in gewisser Weise darüber lustig: ich nenne den neu kreierten Stil von A DAY TO REMEMBER jetzt einfach mal „Sellout-Core“.
Ganz egal, was man dazu nun sagen will: ‚Common Courtesy‘ klingt wie eine poppige Variante von Blink 182, lediglich versetzt mit ganz seltenen Ausflügen in Breakdowns und Growls. Der Rest ist weichgespülter Rock, Radio-tauglich, dabei allerdings auch immer, und das ist wahrscheinlich die positive Sichtweise, mit einem enormen Mitsing-Charakter. Songs wie „Best of me“ oder „Dead and buried“ sind einfach dafür gemacht, … Tja, wofür? Um ihren alten Fans vor die Stirn zu schlagen? Um allen zu zeigen „wir können noch softer“? Dazu gibt es dann noch die Ballade „I´m already gone“, und spätestens da ist klar: A DAY TO REMEMBER wollen ein größeres Publikum ansprechen, und das ist absolut legitim. Aber obschon es absolut legitim ist, ist es für mich etwa genauso tragisch, wie die Entwicklungen von Bands wie Metallica oder Paradise Lost, die ähnliche Ambitionen zwischendurch auch hatten und dann, um es mal klar auszudrücken, einfach nur noch Mist herausgebracht haben. Sollte die Entwicklung bei A DAY TO REMEMBER aber ähnlich sein, gibt es einen Silberstreif am Horizont: auch Metallica und Paradise Lost haben irgendwann wieder zu ihren alten Stärken zurückgefunden.
Wer auf satt produzierte Metalcore-Pop-Songs steht, wie sie im Bilderbuche stehen, der kommt an der neuen Scheibe von A DAY TO REMEMBER nicht vorbei. Hier ist wirklich jeder Song genauso, wie man ihn erwartet, keine unerwarteten Überraschungen oder ähnliches, alles direkt ins Ohr, dabei aber ohne großartig nachhaltige Wirkung zu zeigen. Das Gitarrenriffing ist solide, aber schon nach wenigen Minuten hat man vergessen, wie die einzelnen Songs gingen. Das haben sie früher ganz klar besser gemacht.
Die CD ist im Übrigen ein Re-Release der bis dahin nur als Download erhältlichen Version, aber als zusätzlichen Kaufanreiz (für alle, die den Download bereits bezahlt haben) gibt es noch drei Bonus-Songs, die allesamt solide sind, aber eben auch in dieselbe Kerbe hauen. Wer also unbedingt 16 statt 13 austauschbare Songs braucht, nur zu.