Es ist Zeit, sich von den Sitzplätzen zu erheben, den Hut zu ziehen und ein letztes Mal andächtig Respekt zu zollen. BANE bringen nach einer unendlich langen Pause ihr letztes Album „Don´t wait up“ raus, begleitet mit einer letzten Tour. Die Herren, die Hardcore in den letzten Jahren zu einer liebenswerten Musikrichtung gemacht haben, die Emotionen wie Freude, Wut und Trauer zu einem gemeinsamen, einmaligen Erlebnis auf ihren Konzerten zu kombinieren vermochten, lassen noch einmal alles, was in ihnen steckt und auf ihren Seelen lastet, auf die Instrumente bzw. in die Texte und in den Gesang fließen. Ein Album, dem man den Abschiedsschmerz anmerkt, das voll von Wehmut ist, aber auch irgendwie vermittelt, dass es auch ohne BANE noch weiter vorwärts gehen wird.
„Don´t wait up“ ist kein modernes Hardcore-Album, auch wenn manche Elemente durchaus zeigen, dass die Band keine Kreativ-Scheuklappen trägt. Das sollte es wohl auch nie werden. Was wir hier vorliegen haben, ist ein zeitloser Meilenstein, ein Stück Hardcore-Geschichte. Ein Album, das mit ihrem grandiosen „It all comes down to this“ aus dem Jahr 1999 mitzuhalten im Stande ist, dieses vielleicht sogar übertrifft, weil es in mancher Hinsicht frischer ist.
Sicherlich DAS Markenzeichen der Band schlechthin ist der einzigartige Gesangsstil von Aaron Bedard, eine Art Sprechen, Schimpfen und Schreien zugleich. Technik ist hier zweifelsohne keine professionelle vorhanden, möglicherweise autodidaktisch im Laufe der Jahre angelernt, aber in erster Linie hört man hier Passion. Durch Stimmhöhen-Veränderung betont Aaron seine Texte, ohne dabei wirklich melodisch zu singen.
Die beiden größten Ausnahmestücke für dieses Album dürften „Calling Hours“ sein, bei dem einige Freunde der Band Gesangsparts übernommen haben, von denen Reba Myers von Code Orange Kids wohl am meisten heraussticht, da sie eine Cranberries-mäßige Cleanpassage einsingt, sowie „Wrong Planet“, das einen extrem ruhigen Instrumentalaufbau hat, der einem eine Gänsehaut verpassen kann… Das restliche Album verfolgt im Wesentlichen das bisherige Erfolgskonzept der Band und enthält keinerlei Füllnummern.
Hardcore-Fans kennen BANE sowieso, und denen muss man dieses Album in keiner Weise schmackhaft machen. Hier geht es vielmehr darum, Leute auf ein Album aufmerksam zu machen, die traditionellen Hardcore eher selten bis gar nicht hören, und ihnen mitzuteilen, dass mit BANE für eine der besten aktiven Bands der Vorhang in kürze fällt. Wer sich also nicht Zeit seines Lebens darüber grämen möchte, die Gelegenheit verpasst zu haben, sollte unbedingt eines der letzten Konzerte besuchen und noch einmal dieses Gefühl mit nach Hause nehmen, dass kaum eine andere Band zu vermitteln imstande ist. BANE fehlt uns jetzt schon, aber in gewisser Weise kann man vollkommen nachvollziehen, dass eine solche Band irgendwann merkt, dass einfach die Zeit gekommen ist, um zu gehen…