Der 23.10.2008 sollte der Tag sein, an dem es mir zum (vorerst) letzten mal vergönnt sein sollte, Knorkator live zu erleben. Aus diesem Anlass hat man sich etwas früher zum Musikzentrum in Hannover begeben (welches diesen Abend restlos ausverkauft war), um im Vorfeld noch ein paar klärende Worte mit Mastermind Alf Ator zu wechseln.
Eine Abschieds-DVD, eine Abschiedstour. Das kann doch noch nicht das Ende gewesen sein!?! Was kann bzw. muss passieren, damit es Knorkator wieder geben wird?
Wenn alle mit ihrem Leben so, wie es jetzt werden wird, klarkommen, und wenn dann irgendjemand anfängt, die Sache zu vermissen, und wenn dann auch noch Liedmaterial vorhanden wäre, von dem man meinen würde, es könne nur unter der Zusammensetzung Knorkator veröffentlicht werden, dann bestünde die Möglichkeit, dass… Derzeit sind aber alle zunächst erst einmal positiv auf die Zukunft eingestimmt, um auch mehr Zeit für ihre Familien zu haben.
Wird es in der Zeit ohne Alf Ator eine Band namens „Knork“ geben? Wird irgendjemand von den übrigen Leuten noch weiterhin Musik machen? Gibt es hier schon ernste Pläne oder Seitenprojekte?
Wir sind alle Musiker und werden alle irgendwie weiter machen. BuzzDee zum Beispiel hat bereits mehrere Angebote, u.a. von Hans Werner Olm. Es gibt da genug Leute, die sich gerne mit den Federn von Paradiesvögeln schmücken. Ich werde weiter irgendwelchen Quatsch machen, Tim und Nick machen sich gerade als Produzententeam selbstständig, ansonsten spielen sie noch in der Band „Tim und Nick“, na ja, und Stumpen hat auf meine Frage, was er danach machen wollen würde, geantwortet „Das verrat ich dir nicht…“.
Ist eure Entscheidung endgültig, oder habt ihr euch ein Zeitlimit gesetzt, bis zu dem eine Entscheidung auf Lebzeiten gefallen sein muss?
Jeder hat sicherlich sein eigenes Zeitlimit, der eine oder andere könnte vielleicht sofort weiter machen, andere brauchen erst einmal etwas Abstand, aber eine Deadline gibt es nicht.
Spricht Alf Thai?
Ja!
Wie findet der Nachwuchs den Umzug nach Thailand?
Der freut sich drauf. Er ist ja sowieso schon immer halb und halb hier bzw. dort gewesen und hat entsprechend auch in Thailand Freunde.
Wie schwer ist es für die Band, diese Tour zu spielen? Es sind mit Hannover nur noch 17 Konzerte… Wie reagieren die Fans?
Es ist gar nicht schwer. Die Hallen sind voll, und darüber freuen wir uns wahnsinnig. Es macht absolut viel Spaß. Die Wehmut kommt vielleicht noch. Sobald beim Konzert Worte wie „letzte“, „Ende“, oder „aufhören“ fallen, gibt es Buh-Rufe, aber damit müssen wir wohl leben.
Welches ist euer absoluter Lieblings-Knorkatorsong? Warum?
Einen Lieblingssong in dem Sinne gibt es nicht. Es gibt Lieder, die wichtig sind, und andere, die weniger wichtig sind.
Da kommen wir gleich noch drauf zurück. Was sind denn die wichtigen Lieder?
Naja, ‚Böse’ oder ‚Weg nach unten’ sind natürlich wichtig gewesen, aber die haben ihre Danksagungen schon erhalten. Von den neueren Songs ist ‚Kopp in Arsch’ sehr wichtig, aus philosophischer Sicht.
Welchen Knorkatorsong könnt ihr am allerwenigsten von allen leiden? Warum?
Einige Lieder würde ich anders machen. Ich würde ‚Alles ist scheiße’ heute textlich anders gestalten, und auch bei ‚Jugendliche’ hat man beim Schreiben die Distanz zum Thema verloren. Achja, noch was (wird ganz aufgeregt): bei ‚Komm wieder her’, schreib das auf, das ist mir wichtig: die Leberwurst! Die Leberwurst an sich ist wichtig, verfehlt aber ihr Ziel. Es sollte als Sache banal und witzig sein, aber nur im Zusammenhang, und die Leberwurst an sich ist ja schon witzig. Das sollte so nicht sein
Ähnlich wie das Känguru bei ‚Weg nach unten’.
Findest du? Ne, eigentlich nicht. Naja, leicht grenzwertig vielleicht.
Hast du einen Lieblingswitz? Falls ja, welchen?
Hmm, einen Lieblingswitz… *grübelt* Einen Lieblingswitz…
Wenn du NEIN sagst, muss ich nicht so viel schreiben.
Nein, ich habe keinen Lieblingswitz.
Was war wohl das verrückteste, was ihr als Band gemacht habt?
Wir haben als Band schon so viele verrückte Sachen gemacht, da gibt es eigentlich nichts… Doch! Wir haben als Band mal eine Grenze überschritten, die wir eigentlich nicht überschreiten wollten oder besser nicht hätten übertreten sollen. Das war kurz nach der Zeit, wo wir noch mit Gartenschredder auf die Bühne gegangen sind. Da war mein Sohn gerade geboren. Ich habe zu Hause die vollen Windeln gesammelt, und die haben wir dann auf den Konzerten im Publikum verteilt… Das war im Nachhinein nicht so gut. Das waren ja echte Fekalien, das wäre anders besser gewesen.
Was für eine musikalische Vorausbildung hat die Band im Einzelnen?
Ich bin in einem Haus aufgewachsen, wo immer ein Klavier und eine Gitarre herum stand. Da habe ich dann immer ein wenig drauf geklimpert. Mit 15-16 habe ich in einem Konservatorium Tonlehre und Notensatz gelernt. Der einzige, der das wirklich mal studiert hat, ist BuzzDee, aber das Studium hat er auch nicht abgeschlossen. Tim und Nick sind Autodidakten, und Stumpen hat als kleines Kind mal in einem Mädchenchor gesungen, so mit Kleidchen etc. (aus dem Hintergrund erschallt ein „Du olle Petze“ von Stumpen…)
Habt ihr auch was „vernünftiges“ gelernt?
Nein, ich bin gänzlich stolz darauf, völlig berufsfrei zu sein. Ich habe zwar mal eine Steinmetzlehre angefangen, aber nie zu Ende gebracht. Wenn du jetzt stirbst und willst von mir einen Grabstein haben, das würde ich noch hinbekommen. Aber ich habe kein Werkzeug mehr, das müsste ich erst besorgen. Das ist teuer. Ne, geh lieber gleich zu nem Steinmetz. BuzzDee hat mal irgendwas handwerkliches gelernt, Tischler oder so, Tim ist Schauwerbegestalte, Nick ist Zwei-Sterne-Koch, und Stumpen… Was war mit dir? Offizier, oder? „Ne, meine Eltern hatten das so geplant, dass ich Offizier werden, aber ich war nur normaler Soldat. Ansonsten bin ich gelernter Kaufmann.“
Gibt es bereits Pläne für ein neues Buch?
Ja, das ist auch fast schon fertig. Der Titel wird lauten „Tipps und Tricks um zu werden wie Alf Ator“. Auf meiner Homepage gibt es auch schon Auszüge als Appetitanreger.
Dein Lieblingsfilm?
Braindead oder Meet the feebles
Dein Lieblingsbuch?
Gödel, Escher, Bach von Douglas Hofstadter
Lieblingsessen?
Sushi oder Quai Diao
Lieblingsgetränk?
Hab ich nicht…Hab ich schon, aber das ist immer doof zu sagen, weil man direkt in eine Ecke gedrängt wird. Derweil kommt Stumpen mit einer Flasche Martini vorbei und fragt: „Darf ich dir ein Glas deines Lieblingsgetränks einschenken?“