Hallo THORN ELEVEN. Danke schon einmal im Voraus, dass ihr euch hierfür ein wenig Zeit nehmt. Hier ist Carsten von SPLITTED.de. Grüße aus dem schönen Südniedersachsen in die Studentenstadt Heidelberg. Habt ihr Bezüge zur Uni vor Ort?
Hi Carsten! Kai (Bass) hier! Nix zu danken, machen wir doch gerne! Nein, Bezüge zur Uni hier haben wir nicht oder besser gesagt nicht mehr. David hat bis vor ein paar Jahren noch dort studiert, das wars aber auch schon. Mittlerweile sind wir alle im Berufsleben angekommen und wohnen auch, bis auf unseren Gitarrist Matthias, nicht mehr direkt in Heidelberg…
Euer neues Album ist bei unserem Rezensenten Matthias ziemlich gut angekommen. Er meinte jedoch daraufhin, dass es besser in meinen Händen gelandet wäre, da er meinte bei euch musikalische Parallelen zu THERAPY? (die ich „vergöttere“) herauszuhören. Könnt ihr mit so einem Vergleich etwas anfangen oder findet ihr derartiges deplaziert?
Nein, deplaziert auf keinen Fall. Auf die „Troublegum“ können wir uns glaub ich alle einigen, geile Platte das! Haben die Band aber danach aber ehrlich gesagt ein wenig aus den Augen verloren und ich könnte deshalb auch nicht sagen, dass sie uns wahnsinnig beeinflusst hat. Aber der Vergleich geht schon in Ordnung, da mussten wir uns schon weitaus schlimmere Vergleiche anhören, da war von Green Day bis Whitesnake glaub ich schon so ziemlich alles dabei…;)
Ungeachtet eurer Antwort teilt ihr mit der Band aus Nordirland, dass die Kooperation mit einer Plattenfirma nicht das erbracht hat, was man sich ursprünglich davon versprochen hat. Erklärt doch einfach mal, was dort schief gelaufen ist und welche Motivation ihr nach dem Ärger hattet, überhaupt weiterzumachen bzw. mehr oder weniger wieder von vorne anzufangen.
Uii, wo soll ich da anfangen?:)
Nein, im Ernst: erstmal will ich sagen, dass natürlich nicht alles schlecht war, der Deal mit SPV hat uns einen ganzen Haufen Möglichkeiten verschafft (Touren im Ausland, Plattenproduktionen mit bekannten Produzenten usw.) und die Erfahrungen die man dadurch machen konnte, möchte ich heute auf keinen Fall missen.
Die andere Seite ist allerdings, dass sobald so eine Firma richtig Kohle in dich als Band investiert sie dich dann zwangsläufig auch als Investition sieht. Da zählen dann Verkäufe mehr als die Musik bzw. die künstlerische Verwirklichung der Band selbst. Damit hatten wir relativ schnell Probleme. Als 2001 unsere erste Platte über SPV rauskam, war ja gerade das ganze Nu-Metalzeugs angesagt und uns wurde sehr schnell klar, dass die Plattenfirma durch unser Signing nur darauf aus war, schnell auf den Staind/Limp Bizkit/PapaRoach-Zug aufzuspringen, ohne darauf zu achten, ob sich das überhaupt mit der Richtung verträgt in die wir wollten. Dazu kamen dann ein Haufen leere Versprechungen und noch jede Menge andere kleine und grosse Katastrophen. Es war zum Beispiel schon relativ schnell nach der Veröffentlichung von „A Different View“ 2004 klar, dass SPV nicht an einer weiteren Zusammenarbeit mit uns interessiert waren, aber da sie zwischenzeitlich auch den für uns zuständigen Mitarbeiter vor die Tür gesetzt hatten und wir somit keinen direkten Ansprechpartner mehr hatten, brauchten wir bis Mitte 2008 um ein einfaches „Nein“ in schriftlicher Form von denen zu bekommen und so den Vertrag aufzulösen.
Naja, wir schrieben in der ganzen Zeit fleissig Songs, hatten dann irgendwann jede Menge Material und waren fertig um ins Studio zu gehen (was auch einfacher gewesen wäre als bisher, weil sich David zwischenzeitlich zusammen mit einem Kumpel ein eigenes kleines Studio in Ludwigshafen eingerichtet hat) als sich unser damaliger Drummer im Sommer 2006 entschied die Band zu verlassen. Das war dann auch der vorläufige Tiefpunkt, niemand wusste so recht wie es weitergehen soll und da waren wir auch relativ nah dran das Ganze einfach hinzuschmeissen. Jeder ging erstmal seiner Wege und nach einigen Monaten Pause von der Band, in der jeder von uns merkte, dass es wirklich schade wäre die neuen Songs auf den Proberaumtapes verrotten zu lassen, kam eher durch Zufall der Kontakt zu unserem jetzigen Drummer Kai zustande. Wir kannten ihn vom Sehen, wussten, dass er auch Studiojobs macht und fragten ihn, ob er uns die Platte eintrommelt. Das Ganze war auch eher als einmalige Sache geplant, da er ja eigentlich bei Disbelief trommelt und damit auch ganz gut beschäftigt ist. Mit ihm kam nach den ganzen Rückschlägen dann gewissermaßen auch der Spass an der Musik wieder zurück. Zudem merkten wir, dass das Ganze auch für ihn mehr als ein gewöhnlicher Studiojob war, da er nicht einfach nur stur das eintrommelte was man ihm vorgab, sondern selbst auch viele Ideen einbrachte. Irgendwann kam eins zum anderen und er stieg als festes Mitglied ein.
Rückblickend könnte man, sagen, dass die Motivation weiter zu machen viel mit ihm, den vorhandenen Songs und unserer Sturheit die Sache nicht so einfach enden lassen zu wollen zu tun hatte…
Etwas, was ich mich schon ständig frage. Hat man es als deutsche Band, die englischsprachige Rockmusik macht, nicht viel schwerer als etwa Bands aus den Staaten oder Skandinavien, sich hierzulande ins musikalische Bewusstsein der Bevölkerung zu spielen? Gehen wir Deutschen – egal ob Fan oder Presse – nicht zu stiefmütterlich mit den eigenen Bands um?
Ja, in gewisser Weise schon, weiss nur nicht ob man das ausschliesslich für Bands aus dem eigenen Land zutrifft. Würde eher sagen, dass man es allgemein als weniger bekannte Band bzw. Band ohne große Plattenfirma schwer hat Fuss zu fassen. Ich glaube das hat viel mit der Einstellung bzw. der Bequemlichkeit vieler Menschen zu tun. Es machen sich einfach immer weniger Leute die Mühe auf eigene Faust auf die Suche nach neuen Bands zu gehen, was auch irgendwie seltsam ist, da es heutzutage durch MySpace, LastFM und Konsorten viel einfacher als früher ist neue Musik selbst zu entdecken und diese auch direkt bei der Band zu kaufen. Stattdessen kaufen viele lieber das was man in den Medien vorgesetzt bekommt und von dem man die meisten Anzeigen in irgendwelchen Magazinen sieht bzw. auf MTViva dauerberieselt wird.
Ich finde es übrigens auch sehr bedenklich, dass heute bei vielen Magazinen nach dem Motto „wenn du keine Anzeige schaltest, bekommst du auch kein Review/Bericht“ gehandelt wird. Da ist doch klar, dass immer nur die Bands gefördert werden, die eine zahlungskräftige Firma im Rücken haben und kleinere Bands ohne entsprechendes Budget auf der Strecke bleiben.
Aber du hast schon recht, wenn man dann auch noch aus Deutschland kommt, hat man gleich mal noch ein Minuspunkt mehr. Jedenfalls kommt mir das manchmal so vor.
Beim Lesen eurer Texte ist mir aufgefallen, dass sie keine sozialpolitische Komponente beinhalten, dafür umso mehr einen sehr persönlichen Eindruck hinterlassen. Wenn ich mir jetzt ein charakterisierendes Schlagwort aussuchen müsste, wäre es „Einsamkeit“. Erklärt doch bitte, wie bei euch die Texte für „Circles“ entstanden sind und – auch auf die Gefahr hin, dass es nervt – inwieweit die Texte eine Aufarbeitung der oben angesprochenen Geschehnisse sind.
Da wäre jetzt David der bessere Ansprechpartner, da er ja alle Texte schreibt. Aber er war auf jeden Fall schon immer jemand, der sich durchaus von Ereignissen in seiner Umgebung inspirieren lässt. Und ja, wenn ich mir die Texte so durchlese kann ich durchaus auch Paralellen zu den ganzen Ereignissen ziehen, die in den letzten Jahren passiert sind. Aber das kommt auch immer darauf an, wie man Texte für sich interpretiert…
Auf zum Kreuzfeuer. Zehn Fragen,
die in unserer Interview-Reihe immer die gleichen sind.
Zu Hause:
01.)
Wie schreibt ihr eure Songs? Hat irgendwer die Initialidee, oder kommt das ganze eher aus dem Spielen heraus, oder doch ganz anders?
Meistens kommt irgendeiner von uns mit einer Grundidee die wir dann zusammen aufarbeiten, manchmal passiert es aber auch, dass man bei einer Probe munter vor sich her spielt und einer sagt „Moment mal…“ und in ganz seltenen Fällen kommt auch mal jemand mit einem fast fertigen Song an. Das ist bisher aber erst 2 oder 3 mal passiert, der überwiegende Teil der Songs entsteht sehr demokratisch in Teamarbeit.
02.)
Was tut ihr neben Musik machen in Eurer Freizeit noch so?
Sehr unterschiedlich. Ich persönlich gehe sehr gerne auf Konzerte und nehme dafür auch gerne weite Wege in Kauf (kommt natürlich auch drauf an welche Band spielt). Ausserdem bin ich leidenschaftlicher Vinylsammler und immer auf der Jagd nach Raritäten. Um für uns alle zu sprechen: keiner von uns hat etwas gegen lustige und gerne auch feucht-fröhliche Feiern. Aber die größte Beschäftigung neben der Musik ist wohl leider immer noch das arbeiten gehen…
03.)
Ist THORN.ELEVEN Beruf, Berufung oder Hobby?
Ein bisschen von allem würd ich sagen. Wobei es aus zeitlichen Gründen momentan wohl am ehesten Hobby ist, wenn auch eins für das jeder von uns 100% gibt. Natürlich würden wir gerne das Hobby zum Beruf machen, aber das ist ja heutzutage fast schon unmöglich, es sei denn man hat entweder viel
Glück oder viel Geld…
Unterwegs:
04.)
Vegan, Straight, oder doch eher Sex, Drugs und Rock n Roll? Wie sieht euer perfektes Catering aus?
Eigentlich wurscht, hauptsache kein Reis mit Scheiss. Aber gegen Nutten und Koks hat glaub ich auch niemand von uns was einzuwenden..:D
05.)
Wenn ihr es aussuchen könntet, wer wäre auf euerer Headliner/Support-Tour die favorisierte Support/Headliner-Band?
mmh,da gibt’s einige. Auf jeden Fall mal Life Of Agony, Eleven Pictures ,Chum , Shihad oder Pantera.
06.)
Was war das bisher größte Tour/Live-Erlebnis, das Euch passiert ist?
von der Größe her war das ganz klar die Tattoo The Planet-Tour mit Slayer damals, wobei das Ganze organisatorisch für uns eher ein Fiasko war. Das coolste Tourerlebnis war definitiv die England-Tour mit Earthtone9 und der Support für unsere alten Helden King’s X.
Merkwürdiges:
07.)
Ihr seid auf einer einsamen Insel gestrandet, und euer I-Pod ist kaputt. Er spielt nur noch einen (nicht-eigenen) Song ab. Welchen?
Wenn man sich den aussuchen kann, hat man ja fast noch Glück gehabt. Aber egal welchen, ich glaube es gibt keinen Song auf der Welt der einem nach hundertmal hören nicht auf die Nerven geht, aber der Akku hält ja auch nicht ewig. Also, wenn ich schon einen nennen muss: Weight von Isis
08.)
Wenn ihr als Band noch mal komplett von vorne anfangen könntet, was würdet ihr anders machen?
Noch genauer darauf achten wann und mit wem man einen Vertrag unterzeichnet…
09.)
Wie viel bedeutet euch das, was ihr tut? Wo liegen die Grenzen?
Würde sagen, dass es uns allen schon sehr wichtig ist in der Band zu sein. Schon alleine, weil es eine schöne Abwechslung vom Alltag ist und immer noch tierisch Spass macht live zu spielen und Songs zu schreiben. Allerdings könnten wir nicht mehr soweit gehen wie früher und für die Band alles stehen und liegen lassen, es sei denn es würde auch was dabei rumkommen. Wir sind leider weiter denn je davon entfernt von der Musik leben zu können und dummerweise gibt es immer ein paar Rechnungen zu bezahlen. Aber solange die Dinge so weiterlaufen wie momentan, habt ihr uns noch ein bisschen am Hals…;)
Die ultimative Frage:
10.)
Wenn es eine Frage gäbe, die ihr schon immer gestellt bekommen haben wolltet, die aber niemals gefragt wurde, wie würde sie lauten und was wäre die Antwort?
Wir sind da was Fragen angeht nicht so wählerisch und sind froh, wenn uns überhaupt jemand interviewen möchte…
Danke an euch und für die Zukunft alles Gute.
Rock´n´Roll ain´t no noise pollution (AC/DC).