3 Feet Smaller – 3rd Strike

Der übliche und wohl allgemein bekannteste Weg zu einer guten Band führte früher noch über die Musikfernsehanstalten, die nun aber dem Kapitalismus verfallen sind und ihre Seelen verkauft haben. Andere Wege führen über Freunde, Bekannte oder andere scheinheilige Personen, die überzeugt sind, mit viel musikalischem Sachverstand glänzen zu können. Print- und digitale Medien sind der wohl modernste Weg zu einer Hitfabrik zu finden.
Doch manchmal spielt einfach nur der Zufall mit rein…

Wenn man zum Beispiel in einem Moment vollkommener musikalischer Langeweile sein endloses Computer-Archiv nach noch nicht durchgenudelten Alben absucht und fündig wird. In diesem Falle auf dem ProPunkRocker-Sampler mit der Nummer 3. Track 7 versteckte dort die Band 3 feet smaller samt Titel „Vienna Chainsaw Massacre“. Landete im Autoradio und mauserte sich zum Ohrwurm. Ein bisschen Rumsuchen auf der Homepage der Jungs, übrigens aus Österreich stammend, ermöglichte den Download drei weiterer Songs. Die Überraschung: Kein One-Hit-Wonder! Ganz im Gegenteil – 100 Punkte für mich – Hitfabrik gefunden. Label kontaktiert, nach CD gefleht, erhalten, auf dem Postweg geliefert bekommen und nun im Dauereinsatz in allen CD-tauglichen Abspielgeräten.
Da fällt mir die ultimative Frage ein für Gesellschaftsspieleliebhaber: „Kennst du auch eine Bowling-Punk-Band aus Österreich?“ Ja? Verdammter Lügner!

3 feet smaller sind eine solche Formation. Sie sind gut, besser, geil, spielen zu viert als ob sie doppelt so stark besätzt wären, treffen Gefühle genau auf den Punkt, können atmosphärisch so einiges und wenns um Party geht noch mehr. Sie sind ironisch, überlegen und einfach Österreichs beste Band.

Nachdem ich meinen aufgestauten Emotionen nun einmal freien Lauf ließ, versuche ich im Folgenden sachlich und objektiv die Trackliste zu erläutern – ich weiß, dass ich zum Scheitern verdammt bin.
Das Intro… einen Moment… also… das Intro… wer braucht ein Intro, wenn ich mal fragen darf? Erinnert an EMINEM-skits und stellt einen rauchenden Autofahrer vor, der sich fragt, „what’s this shit“: Klar, 3 feet smaller. Also rein damit und ab geht die Punk-Sause:
Punk mit Fragezeichen – „Punk?“ quasi und Lied 2. Temporeich und eine verdiente Einleitung.
Punk ohne Attitüde: „Here we go […] We got no Mohawk, we’re not punk rock, we just suck, wo what?“. „Strike Back“, der folgende Titel, zeigt zwar Schwächen in den ersten Sekunden aber offenbart auch die große Stärke der Österreicher: ihr zweistimmiger Refrain, der einfach Lust macht mitzusingen, ob man es nun kann oder nicht.

Eigentlich sollten sich 3 feet smaller was schämen – man möchte ja als Schreiber einen möglichst umfassenden Eindruck gewähren und eine Hand voll Titel besonders hervorheben. Doch ich kann es nicht.
Da gibt es „Fade Away“ – Sehr emotional gehalten und einer der ruhigeren Tracks. Mit einem von Phillip, sonst in der Band „Dump“ aktiv, auf deutsch vorgetragenen Part, der die Frage aufwirft: Warum nicht immer so?
Dann wäre da das schon am Anfang erwähnte „Vienna Chainsaw Massacre“ mit dem wohl eingängigsten Refrain auf dem Album – ein klares Aushängeschild für das Gesamtwerk.
Das agressiv-verzweifelt-klingende „Dance with me“ und das zum Springen anregende „Let It Out“ mit coolen Riffs. Beschränke ich mich also abschließend auf meinen Liebslingstrack… Ich kämpfe… und denke… und entscheide… mich für „Alone in the dark“.
Die Shouts sowie das einschüchternde Hintergrundflüstern, der gespürte Tod im Nacken, die dem Stück erst diese dunkle Atmosphäre verleihen stammen hierbei von Es-J von der Band Naca7. Eine weitere Kollaboration also. Bravo!
Mit einem Gefühl der Wehmut, nicht über jeden Track einzelnd etwas gesagt zu haben, kann ich nur noch eine akute Kaufempfehlung aussprechen. Hört euch zumindest die MP3s an und lasst euch überzeugen!

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