Was uns hier als “das neue große Ding” vorgestellt wird, ist es in Wahrheit nicht. Bevor jetzt aber gleich alle „buh“ schreien: es hapert an dem Wort „neu“. KILL HANNAH haben ihr Album ‚Until there´s nothing left of us’ bereits 2006 in den USA veröffentlicht, und jetzt, mit rund zwei Jahren Verspätung, schwappt der Silberling endlich über den großen Teich. Das haben wir nun von der Globalisierung! Alles kommt zu uns, aber halt nicht immer auf direktem Weg!
Warum jetzt erst? Anders gefragt wäre mir lieber: Warum überhaupt noch? Darauf gibt es klarere Antworten: Die Band hat jüngst bei Roadrunner unterschrieben, und die wollen natürlich auch etwas vorweisen, wenn es sich schon anbietet. Ausserdem ist die Band gerade als Support von Aiden in Deutschland unterwegs und wird im Juni Ring und Park rocken, und da macht es doch deutlich mehr Spaß, wenn die Leute im Vorfeld schon einmal etwas von einem gehört haben oder sogar mitsingen können… Soviel zur Überbrückung, Erklärung und Kritik an zwei Jahren, die ins Land ziehen mussten, bis die Scheibe es durfte! Als kleine Entschädigung gibt es die Bonustracks ‚The chase’ und ‚Nerve gas’.
Musikalisch sind KILL HANNAH schwierig einzuordnen. Es ist Rockmusik mit einer ordentlichen Portion Elektro-Wave-Einflüssen, aber irgendwie scheint es das nicht richtig zu treffen. Daher werfen wir einfach ein paar Namen in die Runde, damit alle wissen, wovon wir hier reden: Smashing Pumpkins und Hawthorne Heights für Rockpotential und stimmliche Richtung, dazu dann die Disko-Elemente von Panic! At the disco, ein paar 80er-Jahre-Synthesizer, ja, grob müsste es das sein. Mit ihren insgesamt eher ruhigen Songs finde ich die Band auf einem ganz klar Metal-lastigen Label wie Roadrunner ein wenig deplaziert, nichtsdestotrotz hat die Band Qualitäten! Ein guter Freund sagte zu mir „perfekt zum Einschlafen, aber im positiven Sinne gemeint“! Ja, das kann ich so unterschreiben. Die Songs lullen einen ein, beruhigen und wiegen einen Sachte hin und her. Aha-Effekte, Schockmomente, plötzliche Wutausbrüche oder abrupte Lautstärkenschwankungen sucht man auf ‚Until there´s nothing left of us`vergeblich.
Wer sich abseits von den gängigen Emo-Pfaden die Beine vertreten will, ohne dabei völlig die Orientierung zu verlieren, der ist auf dieser Scheibe perfekt aufgehoben. Leicht eingängige Songs, die sich in keiner Weise quer stellen, sondern immer geradlinig und frei von der Leber weg ins Ohr gehen, da eine Weile (gehässig ausgedrückt) vor sich hin quäken, bis dann die Gedanken in andere Richtungen abschweifen. Was dann bleibt ist eine nette, wenn auch nicht überschwänglich positive Erinnerung an rockige Songs, die wohl auch auf Parties laufen könnten, wo eine eher bunt gemischte Gästeschar der Musik lauschen muss, ohne dass jemand Anstoß daran finden würde.