Es gibt sie doch noch, die kleinen Überraschungen, die die Spielwiese der deutschen Bands so ans Tageslicht bringt. Absence aus Dortmund sind sogar eine noch etwas größere Protion davon. In Eigenproduktion haben sie mit ihrem Erstlingswerk ‚The decomposition process’ ein Album fertiggestellt, das sich nicht hinter den Genrepaten Soilwork oder In Flames zu verstecken braucht. Hiermit wäre dann auch schon das klangliche Umfeld nahezu perfekt abgesteckt, denn Absence klingen wie ein Hybride aus genau diesen beiden Bands.
Keine Frage, mit einer Megaproduktion wie diese beiden Topacts kann man das Album nicht direkt vergleichen, ohne gewissen Abstriche in Kauf zu nehmen, aber vom Songwriting her nimmt sich das nicht viel, spielerisches Können liegt wohl auf ähnlich hohem Niveau, und allzu weit weg ist man klanglich auch nicht. Das Album wirkt frisch und knallig, und nicht so überproduziert wie zum Beispiel ‚Come Clarity’ von In Flames. In den 11 Songs, die auf der Scheibe zu hören sind, steckt allerdings auch eine Dauer von drei Jahren harter Arbeit, was man den Stücken jedoch auch ohne Zweifel anhören kann. Nicht eine Sekunde wirkt unüberlegt oder spontan dazugedichtet, alles passt irgendwie ins Bild.
Was ‚The Decomposition Process’ in erster Linie fehlt, ist eine gewisse Eigenständigkeit sowie der hitverdächtige Song auf dem Album. Das soll nicht heißen, dass die Lieder langweilig, langatmig oder schlecht wären, sondern vielmehr, dass sich die einzelnen Songs alle auf einem ähnlichen Härte- und Klangniveau befinden und daher auch die Reihenfolge der Songs beliebig ausgetauscht werden könnte, ohne dass dabei irgendetwas kaputt gehen würde. So kommt es, dass die Scheibe zwar keinesfalls stört, wenn sie im Hintergrund läuft, aber es gibt auch nur wenige Stellen, an denen man dann wirklich aufhorcht. Der letzte Feinschliff, der aus einem sehr guten Album ein Killeralbum machen würde, fehlt leider.
Nach dem Motto „weniger ist manchmal mehr“ hätten die wunderschön gemachten zweistimmigen Gitarrenläufe einfach auf die Hälfte reduziert und die Stakkato-Rhythmen auf die doppelte Anzahl gebracht werden sollen, und schon wären wesentlich häufiger Aha-Effekte zu verbuchen. So jagt eine Gitarrenmelodie (so schön sie auch sein mag) die nächste, und die Wirkung verpufft auf lange Sicht.
Nichtsdestotrotz ist ‚The Decomposition Process’ ein sehr gut gelungenes Debüt, von dem sich etliche Bands eine kräftige Scheibe abschneiden könnten, und man darf gespannt sein, was die Zukunft für eine technisch so begabte Band in Deutschland bereithält, und wohin sie ihr Weg gerade in Bezug auf Songwriting und zweites Album bringen wird. Bevor ich es vergesse: Absence wäre nur eine halbe Band, hätten sie nicht ein Myspace-Profil, auf dem man sich auch was vom Debüt anhören kann, um sich eine eigene Meinung zu bilden…