Betreff: Beschwerde wegen ruhestörenden Lärms. Sehr geehrte Damen und Herren von Relapse Records. Wir sind aus ihrem Haus einiges gewohnt, und würden uns selbst auch nicht unbedingt als empfindliches Zielpublikum betrachten. Haben wir nicht die eine oder andere Eskapade von Bands, die unter ihrem Label erschienen sind, für gut befunden? Doch bei allem Streben nach Extremität: irgendwo ist Schluss.
Mit dem Album ‚Warning’ von ANTIGAMA wird eine imaginäre Grenze überschritten, die selbst unsere Toleranz nicht mehr zu tragen gewillt ist. Und dabei geht es gar nicht mal vordergründig um die extrem schnelle Musik und das superaggressive Riffing, dass die Band zutage fördert. Auch die Blastbeats, die hier weniger als Stilmittel, dafür umso mehr als Offensivaktion gegen den Zuhörer verwendet werden, wären wir durchaus zu verkraften imstande.
Es geht auch nicht um das Gebrüll, das uns als Gesang verkauft werden soll, dass die Herren aus Polen von sich geben, oder die Grindcore-übergreifenden Noise- und Industrial-Elemente, die uns den letzten, was sage ich, den allerletzten Nerv rauben.
Vielmehr ist es die alles niederwalzende Produktion, bei der sämtliche Regler auf Anschlag gefahren wurden, die in den Ohren schmerzt. „Volle Kelle“ muss einfach nicht immer auch automatisch „voll gut“ bedeuten. Im Falle von ANTIGAMA führt es eher dazu, dass in den Blaststellen die Bassdrum derartig laut ist, dass vom Rest der Band nur noch verstümmeltes Kratzen aus den Boxen kommt. Dreht man lauter, verstärkt dies den Effekt nur und führt obendrein zu Herz-Rhythmus-Störungen.
Ansonsten wäre die Scheibe wirklich schick, interessanter als genretypischer Grind, aber auch nicht zu abgefahren, um noch vertretbar zu sein. Leider geht das aber alles in dem unsäglichen Lärm (anders mag ich den Mix nicht beschreiben wollen) unter, alle Stilblüten werden schon auf dem Weg zum Ohr welk, und schon nach wenigen Augenblicken ist man mit dem Krach (egal, wie leise man es auch dreht, es beleibt Krach) einfach überfordert.
Ob ANTIGAMA in Bezug auf ihr Albumcover vielleicht einfach nur eine Runde Echochrome zu viel gespielt haben, bleibt dem einzelnen Betrachter überlassen.
ANTIGAMA bieten Grindcore mit experimentellen Ausseneinflüssen, der leider im Gesamtmix viel zu wummernd abgemischt wurde und daher nur extrem verstümmelt aus den Boxen quillt. Live sicherlich sehenswert, auf Scheibe zu viel gewollt…