Awesome Scampis – Bäm!

Mit Ska ist das immer so eine Sache. Böse Menschen behaupten, dass es in diesem Genre eigentlich nur einen Song gibt, der lediglich unterschiedlich interpretiert wird. Ist man realistischer eingestellt, kennt man immerhin zwei: den schnelleren und den langsameren. Auf jeden Fall gibt es Offbeats, bis die rechte Hand des Gitarristen anfängt weh zu tun. Und Bläser, bis diese keine Spucke mehr haben. Und gute Laune, bis man keine Lust mehr hat. All das machen die AWESOME SCAMPIS aus Bergkamen auch, womit sie sich nicht von anderen unterscheiden. Jedoch – und das ist erwähnenswert – singen sie auf Deutsch. Das Endergebnis hinterlässt beim Schreiber je nach Stimmungslage zwei Eindrücke.

Erstens: Ska ist lustig. Diese Welt ist viel zu ernst, als dass man sich auch noch ernsthafte Musik anhören sollte. Sing und schwing das Bein, lass die Sorgen Sorgen sein. Wo man singt, da lass dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder. Die SCAMPIS versprühen alles davon. Mit selbständig attestierter Selbstironie rocken, zappeln und tröten sich die sieben jungen Herrschaften durch 12 Tracks, die die Sorgen des Alltags ignorieren und stattdessen das Wesentliche in den Mittelpunkt stellen: Sommer, Sonne, Bier und die Begegnung mit dem anderen Geschlecht. Yepp, da mach´ ich mit. Live werden die AWESOME SCAMPIS ihrem Namen alle Ehren machen und es ist ihnen zu wünschen, dass ihre eigene Intention mit ihrem Debüt (oder spätestens mit dem Nachfolger) aufgeht, nämlich sich bundesweit in der Ska-Szene zu etablieren.

Zweitens: Ska nervt. Aber fragt nicht nach Sonnenschein. Um-tschak! Um-Tschak! Alles schon tausend Mal gehört und es wird nicht besser. Auf der Gitarre immer schön im Kreis gespielt. Trötenstandard drüber. Fertig. Und alle singen und klatschen mit. Volksmusik für Kinder und junge Erwachsene. Klar, so eine Band lebt natürlich von der Atmosphäre einer Live-Shows. Aber wenn ich mir das dann auf Platte anhöre, soll das auch gut sein. Denn an manchen Stellen sind die Meerestiere gar nicht so großartig, sondern stinkig. Hätte man den einen oder anderen schiefen Ton nicht noch einmal einspielen können? Hätte man dem Sänger nicht sagen können, dass er im Studio nicht hechelnd wie nach einem Marathonlauf singen muss, sondern darauf zu achten hat, dass er seine Einsätze nicht verpasst? Hätte man dem Textschreiber nicht vorher sagen können, dass lustig nicht mit infantil gleichzusetzen ist?

Und…ja, hätte man. Ist aber vollkommen Banane, weil Erstens: Ska ist lustig. Und Zweitens: Wer das Genre nicht mag, der wird auch durch die SCAMPIS nicht zum Partytiger, und wer drauf steht, macht hiermit nichts verkehrt. Bei mir ist gerade Schluss mit lustig. Ich höre jetzt zur Entspannung THE SMITHS. Schön traurig. Aber wie sagte schon Kohelet, der Prediger Salomo im Alten Testament: Alles hat seine Zeit.

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