„Es war einmal ein bekannter Gitarrist, der keine Lust mehr auf seine restlichen Bandkollegen hatte und dann mir nichts, dir nichts eine der erfolgreichsten Bands der Jahrtausendwende verließ. Mit neuen Ideen und neuer Band nahm er dann 2007 eine CD auf. Die hat ihm so gut gefallen, dass er sofort eine riesige Kiste für den europäischen Markt packen ließ. Dann hat er Bäume gefällt, ein Floß gebaut und sich an die Überfahrt gemacht. Jetzt ist Juni 2008, das Paket ist angekommen!“
Es weht ein frischer Wind durch das Genre NewMetal. So scheint es zumindest auf den ersten Blick. Aber irgendwie kommen einem die grundsätzlichen Ideen irgendwoher doch bekannt vor. Woran erinnert mich das alles nur? Ein Blick in die Besetzungsliste lüftet das Geheimnis: BLACK LIGHT BURNS ist die neue Band um Maler, Produzent, Gitarrist und jetzt auch Sänger Wes Borland, der sicherlich dem einen oder anderen als ehemaliger Hauptsongwriter und Gitarrist von Limp Bizkit bekannt sein dürfte. Zur Komplettierung seiner Band hat er sich prominente Helfershelfer zusammen gesucht.
Neben Danny Lohner von Nine Inch Nails am Bass und Josh Freese von A Perfect Circle am Schlagzeug, mit denen er schon für den Soundtrack des Horrorfilms Underground unter dem Namen Damning Well den Hit ‚Awakening’ herausgehauen hat, ist bei seiner neuen Combo nun noch Josh Eustis von Telefon Tel Aviv dabei, der sich für Sounddesigning verantwortlich zeichnet.
Im Grunde genommen schreibt Borland immer noch genauso gute Songs wie zu ‚Chocolate Starfish’-Zeiten. Der Stil ist signifikant unauffällig: Das Gitarrenriffing besticht dadurch, dass es eben gerade NICHT im Vordergrund steht oder durch heftige Hooks auf sich aufmerksam macht, sondern sich stets dem Gesamtklangbild unterordnet, im Sinne des Songs nach hinten tritt, und nur, wenn es der Song erfordert, nach vorne loskracht. Hier werden viele Melodien miteinander kombiniert und zu einem schlüssigen Ganzen vereint. Interessant und vielschichtig ist ‚Cruel Melody’ geworden, und es ist klar zu erkennen, wo die gesamten Einflüsse dieser Scheibe liegen.
Der Aufbau des Albums verfolgt ebenfalls eine klare Linie: mit simpel gestrickten, etwas härteren Songs steckt man zunächst die Obergrenze dessen ab, was zu erwarten ist, und wird dann zunehmend ruhiger, dafür aber auch vertrackter und emotional tiefgreifender.
Wes Borland am Gesang liefert eine Vorstellung ab, die zwar in Ordnung geht, jetzt allerdings auch keine neuen Maßstäbe setzt oder auch nur in irgendeiner anderen Form aus der Masse hervorsticht. Gehässiger ausgedrückt: der Gesang stört in den Songs nicht. Wir drücken hier ein Auge zu und lassen ihn mal machen, schließlich bedient er ja auch noch die Gitarre und hat die ganzen Songs geschrieben. Und im Gesamtklang der Scheibe spielt der Gesang dann in gleicher Weise wie Gitarre oder alles andere auch nur eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist das Ganze, und das gefällt.