Böwlrider – Big Röck Möuntains Highs

BÖWLRIDER sind Ignoranten. Die musikalische Entwicklung der gefühlten letzten 3000 Jahre ist geflissentlich an ihnen vorbei gegangen. Ist das Absicht oder wurden die Jungs einst eingefroren? Egal. In diesem Universum hat es die SEX PISTOLS nie gegeben, Ozzy nimmt in Hochform immer noch Platten mit SABBATH auf und Kurt Cobain lebt glücklich und zufrieden mit seiner Familie in Aberdeen bei Seattle, WA.

Das Quartett aus dem mondänen Brighton kommt in doppelter Hinsicht zu spät. Nicht nur, dass die Siebziger längst Schnee von gestern sind – auch die Zeiten, in denen Retro-Rock populär war, sind am musikalischen Horizont versunken. Unlängst haben THE HELLACOPTERS ihr Auflösung bekannt gegeben und spielen gerade ihre letzte Tour, GLUECIFER bestehen nur noch aus Staub und Asche und die BACKYARD BABIES sind in die Bedeutungslosigkeit abgestiegen. Hiobsbotschaften für BÖWLRIDERs Ambitionen – oder gerade eine Chance in die Lücke zu stoßen?

Fakt ist: Die Jungs rocken sich die Seele aus dem Leib. Aus den Boxen kracht und wummert es. Der Fußboden vibriert. Es dauert nicht lange, dann sind die langen Haare klitschnass. Der Schweiß dringt aus allen Poren und kondensiert an Decke und Wänden. Die Menge ist elektrisiert. Das Bier schmeckt heute besonders gut. Nach dem stampfenden Opener „Duck Dive“ und der großartigen Mitgrölnummer „Human Torch“ ist die Kehle trocken und verlangt Nachschub. Kurze Verschnaufpause an der Theke. Und während man an der Flasche nippend im Takt kopfnickt und fußwippt, bekommt die Geruchsmischung aus menschlichen Ausdünstungen und Alkohol unbemerkt eine weitere Note, die einen vom Geschehen ablenkt. Es duftet nach Fish & Chips. Jedoch je länger man wie Jean-Baptiste Grenouille aus Süßkinds Roman „Das Parfum“ versucht, den Geruch aufzuspalten, je deutlicher wird einem, dass die ganze Sache nach altem Fett stinkt. Und in diesem Moment realisiert man, dass das Bier heute doch nicht so mundet und man mit fünf anderen gelangweilten Gästen die Zeit bis zum Nachtbus totschlägt. Was ist passiert?

Die Antwort ist ganz einfach. BÖWLRIDER haben es nach fulminantem Start vermissen lassen, Abwechslung ins Programm zu bringen. Denn immer den gleichen Song zu intonieren ohne ihn auch nur ansatzweise unterschiedlich zu interpretieren ist irgendwann so interessant wie das Liebesleben der Pflastersteine in südenglischen Vorgärten unter Berücksichtigung von Feng-Shui. Und hat das Interesse des Zuhörers erst einmal nachgelassen, wird es auf den matschig-pappigen Sound und das absolut ästhetikbefreite Cover mit Matterhorn und Edelweiß gelenkt. Die Erklimmung des Gipfels endet mit einem jähen Absturz. Vielleicht klappt es im zweiten Anlauf, wenn man anstelle von Bier einfach Red Bull trinkt (Flüüügel) und vorher ruhig einmal „Never Mind The Bollocks“ hört.

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