Grindcore erfährt dieser Tage ein wahres Comeback! Nicht, dass diese Extrem-Metal-Sparte jemals weg gewesen wäre, aber der Hype, der derzeit um schnelles Geballer gemacht wird, ist in der Form noch nie größer gewesen. Wen wundert es da, dass die Bands, die als Wegbereiter eines gesamten Genres gegen Unverständnis und Inakzeptanz kämpfen mussten, jetzt auch ein Stückchen vom Kuchen abhaben wollen? Uns nicht, daher ist das Comeback der legendären BRUTAL TRUTH auch nur eine minder große Überraschung. Mit ‚Evolution through revolution’ bringt die Kapelle nach zehn Jahren Funkstille den lang erwarteten Nachfolger zu ‚Goodbye cruel world’ heraus.
Nach einer solch langen Pause stellt sich unvermeidlich die Frage, ob eine Band da anknüpfen kann, wo sie aufgehört hat. Fest steht, dass zu BRUTAL TRUTHs großen Tagen die technischen Möglichkeiten in der Musikbranche gänzlich anderer Natur waren als heute, trotzdem waren die vier Herren um Dan Lilker schon immer ganz vorne mit dabei. Insbesondere das Songwriting der Band wurde schon immer groß gelobt, da das Quartett sich nie damit begnügt hat, nur eine Grindcore-Band zu sein. Mit experimentellen Elementen, Noise-ähnlichen Riffings, unerwartet groovigen Passagen und anderen, nicht alltäglichen Parts hat die Band schon immer ein breites Publikum angesprochen, und daran hat sich auch 2009 nichts geändert.
Schonungslos, als wäre es nie weg gewesen, brettert uns der Vierer die Songs um die Ohren, verliert dabei jedoch, entgegen anderen Kollegen aus dem gleichen Genre, nie den Blick für das Gefühl, es noch mit einem Song zu tun zu haben. Wo bei vielen Grindkapellen Schlagzeug und Gitarrenriffs zwischen den Songs scheinbar x-beliebig hin- und her getauscht werden könnten, funktioniert das bei BRUTAL TRUTH auf gar keinen Fall. Zu sehr sind die Riffs zwischendurch immer wieder auf Beats abgestimmt, die aus dem Einheitsgeprügel hervorstechen.
Über den Schrei-und Kreischgesang kann man durchaus geteilter Meinung sein. Die einen feiern das halt als äusserst aggressiv, kratzig und hart ab, andere wissen damit nicht so sehr viel anzufangen. Dass hier zwei unterschiedliche Leute ins Mikro schreien, geht im Gesamtbild irgendwie unter.
Wo andere Bands nur auf Geschwindigkeit setzen, achten BRUTAL TRUTH deutlich mehr auf Strukturen, Feeling und das Gesamtgefüge eines Songs. Mit den eher experimentellen Riffs setzen sie sich von der breiten Masse genauso ab wie ein schwarzes Schaf im Albino-Zoo, und das ist die nackte, brutale Wahrheit! Anspieltipp: der deutlich aus dem Rahmen fallende Song „Daydreamer“. Aber die restlichen neunzehn Songs sind auch alle sehr gefällig!