Überraschend früh beglücken uns die Ruhrpotter um Songwriter Marc Görtz mit einem neuen Album. ‚The Undying Darkness‘ ist noch nicht ganz ausgekühlt vom häufigen im-CD-Player-Laufen, da legen CALIBAN mit ‚The Awakening‘ eine Scheibe vor, die einen mal wieder zu überrumpeln weiß. Nicht nur, dass die Produktion inzwischen nahezu hemmungslos brutal ist, auch die Songs ziehen wieder an. Hatte man beim letzten Album noch das Gefühl, CALIBAN würden versuchen, auf den Pfaden von Killswitch Engage zu wandeln und in deren Fußstapfen den Weg nach oben gehen, so überzeugt uns der Fünfer nun mit einer CD, die vielmehr Metal als Core ist. Der Cleangesang taucht auf der neuen Scheibe nur noch sporadisch auf, dafür ist die Qualität des Gebrülls nochmals gestiegen. CALIBAN 2007 sind auf Metal eingestimmt!
Klanglich spielt diese Scheibe klar in der Oberliga mit. Das Schlagzeug ist bis ins kleinste Detail auf immer mitten auf die Zwölf gerückt, und die Triggertechnik können die Herren auch nicht abstreiten, nichtsdestotrotz ist es genau so, wie sich das für ein so metallisches Album gehört. Für ein sattes Fundament sorgt der Bass, den Rest erledigen die derbe trockenen Gitarren, welche ebenfalls durch absolut punktgenaues Spielen auffallen. In den Refrains, wo es noch mal besonders dick klingen muss, sowie gelegentlich als kleine Effektspielereien, werden Synthesizer eingesetzt. Der Gesang ist facettenreich, auch wenn die geschrienen und gegrunzten Vocals teilweise etwas zu stark mit Effekten beladen wurden, und auch die Cleanparts klingen eher nach einem Chorauftritt denn nach einer einzelnen Stimme: es wird also nach allen Regeln der Kunst verschönert, teilweise halt etwas zu doll, aber das fällt nicht negativ, sondern eher übertrieben positiv auf.
Was die Songs betrifft, ist ja schon im Vorfeld vermerkt worden, dass CALIBAN wieder ein Stück weit brutaler geworden sind. Dieses zeigt sich zum einen in den rückgängigen Cleanvocals (wobei sich an der einen oder anderen Stelle schon fast die Vermutung aufzwängt, es wäre für Cleangesang komponiert und kurzfristig umgeschmissen worden), zum anderen aber auch in der gesamten Art des Riffings: selten findet man die typischen Strukturen Strophe-Bridge-Refrain-… wieder, sondern hier wird ein wahres Riffgewitter entfesselt. Eine Gitarrenlinie jagt die andere, zwar werden die Parts gelegentlich auch mal wiederholt, aber eine klassische Songstruktur bleibt oftmals verschlossen. Dieses wirkt sich bisweilen leicht negativ auf den Fluss der Songs aus, und die einzelnen Parts erscheinen abgehackt und manchmal auch zusammenhanglos aneinandergesetzt, aber im Großen und Ganzen bleibt lediglich das Gefühl bestehen, gerade von einer Urgewalt überrollt zu werden.
Das scheint CALIBAN auch bewusst zu sein, geben sie sich textlich doch sehr selbstbewusst und überzeugend. Thematisch dreht es sich darum, sich nicht verbiegen zu lassen, für seine Interessen einzustehen und niemals aufzugeben. Eigentlich eher typische Oldschool-Schlagworte, aber in Zusammenhang mit diesen Songs wirkt das ganze noch eine deutlische Spur wütender.
‚The Awakening’ ist ein richtig heftiges Album geworden, das wahrlich den einen oder anderen wachrütteln dürfte, zumal wohl niemand damit gerechnet hat, dass CALIBAN sich so stark ihrer Wurzeln besinnen und wieder verstärkt die grobe Kelle auspacken würden. Mit einer so dicken Produktion steht diesem Album nichts mehr entgegen, um sich als weitere Sprosse auf ihrer Erfolgsleiter zu erweisen. CALIBAN werden sicherlich auch dieses Jahr wieder heftig touren, und ich freue mich schon darauf, mal wieder ein Mauersteinchen der Wall of Death zu sein.