Kaum ein Underground-Label hat so derartig viele unterschiedliche Stilrichtungen im Hardcore unter seine Fittiche genommen wie Bridge Nine. Den Herrschaften scheint es insbesondere um eins zu gehen: was auch immer die Musik ist, sie muss von Herzen kommen. Nach vielen Releases, die mich allesamt positiv überraschten, kommt jetzt ein qualitativer Querschläger: CEREMONY spielen Old School Hardcore, wie er im Buche steht, und da muss man dann schon wirklich Fan von sein.
Innerhalb von etwas über einundzwanzig Minuten braten die Jungs ganze fünfzehn Songs herunter, dass einem Hören und sehen vergeht. Das im Pappschuber eigentlich recht freundlich anmutende Package beinhaltet neben der CD noch einen lupenklein gedruckten Textzettel, der dann auch das Hauptaugenmerk hierbei verdient, denn das, was dann musikalisch folgt, könnte genauso gut auf einem Schnell-Lese-Wettbewerb stattfinden, bloß dass der Teilnehmer CEREMONY schimpft, und nicht liest. Die Instrumental-Fraktion schruppt auf ihren Instrumenten regelrecht uninspiriert irgendwelche Akkordreihenfolgen herunter, bis die im Schnitt etwas mehr als eine Minute gefüllt ist. Struktur? Melodie? Fehlanzeige! Singalongs? Ich konnte keine entdecken. Eingängigkeit gleich null! Warum also eine (obendrein noch eher mies aufgenommene) Scheibe kaufen, deren textliche Inhalte aufgrund des Tempos nicht rüberkommen, die musikalisch nichts zu bieten hat, und das ist dann obendrein nicht einmal neu, die mies klingt und trotz satter fünfzehn Tracks gerade einmal einundzwanzig Minuten dauert?
Wie gesagt: man muss schon Fan sein, dann ist das wohl auch das Paradies hier, für alle, die dachten, sie würden mal aus Interesse in eine OldSchool-Scheibe reinlauschen wollen: lauscht in eine andere rein, die noch ein wenig Punk-Attitüde hat, da sonst das gesamte Genre in einem falschen Licht dargestellt werden könnte.
Für mich gehört in Old School Hardocre auf jeden Fall auch mal eine Passage mit rein, die man als Fan mitschreien kann. Wenn nicht einmal das gegeben ist, dann ist das alles irgendwie nur gehetzt, schnell, unverständlich und (ganz krass ausgedrückt) überflüssig.