COALESCE waren da, bevor die Worte “Chaoscore” oder “Stressercore” überhaupt erfunden waren. Sie gehören zu denjenigen, die Bands wie Between The Burried And Me überhaupt erst den Weg geebnet haben, die solchen Bands als Inspiration dienten und schon zu ihren Glanzzeiten zum Ende des letzten Jahrtausends hin an Eigenständigkeit und dem Mut, neue Wege zu gehen, kaum übertroffen werden konnten. Szenemäßig war die Band erfolgreich, aber der große Durchbruch blieb aus. Jetzt sind sie zurück!
Die Band hat in der Vergangenheit bereits mehrere Anläufe genommen, wiedervereint ans Werk zu gehen, doch irgendwie kam immer etwas dazwischen, sodass von diesen Versuchen nur selten etwas zu hören war. Ein kurzes Zucken ging durch die Leiche COALESCE mit den Wiederveröffentlichungen der Alben „Give Them Rope, She Said“ in 2004 sowie „012:2“ im letzten Jahr, doch auf neues Material wartete man vergebens. Bis 2007, wo die Band eine selbstfinanzierte 7„ veröffentlichten. Jetzt sind sämtliche Differenzen beiseite gelegt, man ist sich mit der Zielsetzung der Band einig (denn inzwischen sind alle Mitglieder Familienväter, und diese „Pflicht“ hat für sie auf jeden Fall Vorrang), und man backt fortan kleinere Brötchen, die aber dafür allen schmecken. Das Ergebnis dieses Prozesses liegt mit „Ox“ nun vor. Vierzehn Songs, alle in ihrer Art typisch für COALESCE, aber (und auch das ist ein typisches Kriterium) keinesfalls typisch für die Mitbegründete Szene Stressercore. Die Band präsentiert sich überraschend eingängig, nur selten sperrig, aber dafür viel mehr auf den Punkt gebracht und direkt.
Keine gedanklichen Grenzen, keine Hemmschwellen, die irgendetwas an den Songs „verbieten“ würden, sorgen dafür, dass ‚Ox’ erfrischend anders klingt, dabei aber unnachgiebig brutal und extravagant ist. Es dauert recht lange, bis man den ersten 4/4-Takt heraushört. Die Songs werden durch zwei Dinge maßgeblich geprägt: arythmische Schlagzeug-Gitarrenbetonungen, sowie brachiale, kurzphrasige Vocals, die ebenfalls mehr auf Rhythmus als auf Melodie gehen. Dass in der Stimme kaum Varianz ist, ist zwar schade, passt aber perfekt zu den Songs, lässt den Gesang wie ein weiteres Rhythmusinstrument wirken und ist über die Spielzeit von etwas über fünfunddreißig Minuten auch noch nicht ermüdend.
Wer schon immer wissen wollte, wo der Ursprung von „anstrengender“ Musik (im positiven Sinn) liegt, der sollte sich dieses Schmuckstück aneignen oder zumindest bei Myspace vorbeischauen. COALESCE 2009 ist vielleicht eine Band, die mehr Zeit für die Familie als für die Band einrechnet, diese knappe Zeit aber scheinbar auch perfekt zu nutzen wissen. Vom 26.06. – 29.06. könnt ihr COALESCE übrigens auch live in heimischen Gefilden bewundern, unter anderem auf dem Pressure-Fest in Essen.