Corvus Corax – Cantus Buranus Ii

Spielleute! Dieser Menschenschlag wurde früher entweder reichhaltig belohnt für ihre Künste, oder aber mit Knüppeln aus dem Ort vertrieben. CORVUS CORAX sehen sich selbst ebenfalls als Spielleute, und genau wie damals schwanke ich genau zwischen diesen zwei Möglichkeiten: toll finden oder mit nem Knüppel draufhalten… Ich kann mich einfach nicht entscheiden, was ich von dieser Band halten soll.
Mit ‚Cantus Buranus II’ liegt nun das neue Werk von CORVUS CORAX vor mir. Die zweite Ansammlung von Liedern um die Textsammlung der Carmina Burana (welche ja unter anderem durch die Verarbeitung von Carl Orff bekannt geworden sein dürfte) ist kompositorisch einwandfrei. Man kann sich herrlich in die Stimmung der Lieder hineinversetzen, fallen lassen und einfach nur die Musik genießen. In Zusammenarbeit mit dem Babelsberger Filmorchester, Chor und Solisten ist den Spielleuten ein kleiner Geniestreich gelungen…
Wäre da nicht dieser zwanghafte Versuch, das ganze in irgendeiner Form noch „metaltauglich“ zu gestalten. Dass man bei CORVUS CORAX trotz Auftritten auf dem Wacken inzwischen vergeblich nach verzerrten Gitarren sucht, dürfte bekannt sein. Irgendwie wird diese Band aber dennoch weiterhin in genau ebendiesen Kreisen gehypted und schafft durch die Rhythmussektion auch weiterhin eine Verbindung zu härterer Rockmusik. Genau an diesem Punkt kränkelt das Werk aber auch. Wo man von einem gelungenen, mittelalterlichen Liedgut sprechen will, schleichen sich immer wieder moderne Elemente ein, die nicht so recht ins Bild passen wollen. Die mehrstimmigen Dudelsackmelodien hingegen, die ich früher noch als störend empfunden habe, sind auf ‚Cantus Buranus II’ deutlich harmonischer gelunger.
Übrigens ist dies die insgesamt achtzehnte CD, die CORVUS CORAX im Lauf ihrer inzwischen neunzehnjährigen Karriere herausgebracht haben. Nebenbei betreiben die Musiker noch die deutlich moderner orientierte Band Tanzwut.
Genau wie das vorherige erste Werk ‚Cantus Buranus’ wird die zweite Runde live auf dem diesjährigen Wacken Open Air eingeläutet. Wie die Mischung aus mittelalterlichem Liedgut, klassischem Chorgesang, Dudelsäcken und tanzbaren Rhythmen auf die Besucher wirken wird, bleibt abzuwarten, es ist aber von einem mindestens genauso großen Erfolg zu rechnen wie bei der Uraufführung des ersten Teils. Das Festival wird allerdings nicht die einzige Chance bleiben, sich ‚Cantus Buranus II’ live anzuschauen. Besucht die Spielleute bei Myspace und erkundigt euch, wo sie sonst noch so unterwegs sind.

Schreibe einen Kommentar