Cruel Hand – Prying Eyes

CRUEL HAND verbrachte eine geraume Zeit im Schatten der Hardcore-Punkband ‚Outbreak’, denn deren Mitglieder waren es, die nach Instrumententausch die Kernbesetzung von CRUEL HAND bildeten. Da bei einer gut funktionierenden Band für ein Nebenprojekt in der Regel nicht viel Zeit übrig bleibt, musste diese Hardcore-Walze zurückstecken. Mit dem Schritt auf Bridge Nine und dem neuen Album ‚Prying Eyes’ hat die Band nun allerdings klargestellt, dass hier eine ernstzunehmende, vollwertige Band am Start ist.
CRUEL HAND stammen aus Maine. Musikalisch hätte ich sie viel eher in New York einsortieren wollen, denn die Songs schreien quasi nach Ghetto-Harcore mit Metaleinfluss. Madball oder Ringworm schießen mir durch den Kopf, und die Frage, warum eine Musikrichtung, die schon vor zehn Jahren als OldSchool bezeichnet wurde, heute immer noch so viel Zuspruch findet. Es muss mit der Energie zusammenhängen, die diese Songs immer noch in sich haben, der Ehrlichkeit, die man der Musik anmerkt. Der Haken an der Sache ist: dieses schon eine Dekade als Oldschool bezeichnete Genre ist mittlerweile derart ausgelutscht, dass für neues Gedankengut kein Platz mehr ist. Und so kommt es auch, dass CRUEL HAND schon nach kurzer Zeit beginnen, gewöhnlich und tausendfach gehört zu klingen. Kein ausgefallenes Riffing, kein besonders ausdrucksstarker Gesang (ausdrucksstark schon, aber nicht markant), keine überraschenden Drumbeats: die Songs auf ‚Prying eyes’ klingen, als wären sie nach einem Songkochbuch der NewYorker Hardcore-Bands zusammengebraut worden.
Ich will der Band nicht vorwerfen, sie würden uns hier Plagiate unterjubeln wollen, auf gar keinen Fall. Fakt ist aber, dass es ähnliche Alben schon seit geraumer Zeit gibt (sowohl inhaltlich als auch klanglich), und dass diese Alben zum einen ihre Lobhudeleien schon einkassiert haben und bereits Kultstatus besitzen, zum anderen aber auch dadurch, dass sie schon deutlich älter sind, damals als neuartig erachtet wurden und in einem gänzlich anderen musikalischen Zusammenhang standen.
Handwerklich und produktionsseitig ist ‚Prying eyes’ völlig in Ordnung. Aber mit dieser Vorstellung schaffen sie es sicherlich nicht unter die Top 50 US-Hardcore-Bands, schon alleine deswegen, weil es mindestens 49 andere gibt, die stilistisch abwechslungsreicher und moderner angesiedelt sind als CRUEL HAND. Rechnet man dann noch die alte Garde dazu, die diese Musik schon vor zig Jahren gespielt haben, liegt das Ergebnis recht schnell auf der Hand. Zudem sind knapp mehr als dreiundzwanzig Minuten für ein offizielles FullLength-Album fast schon eine Frechheit. Sowas werfen andere als Single oder EP auf den Markt. Dafür sind es aber immerhin 12 Songs.

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