Cypher – Darkday Carnival

Aus dem Land der genoptimierten Tomaten erreicht uns eine Thrashmetal-Granate, die selbst Harry Wijnfoord vor seinen Slimfast-Zeiten ins Wanken gebracht hätte. CYPHER`s Debüt-CD ‚Darkday Carnival’ glänzt nicht nur durch ein sehr schickes und auch farblich auffallendes Digipack-Cover, auch was die vier Holländer auf Silberling geprügelt haben, kann sich hören lassen. Irgendwo zwischen Testament, Carnal Forge und den Landsmännern von Gorefest siedelt sich diese Scheibe an, die kräftig nach vorne losprescht und dieses Tempo auch bis zum Schluss gnadenlos durchzieht. Immer auf den Punkt, immer auf die Glocke, so gehört sich das.
Leider ist genau diese Stärke auch gleichzeitig das Manko an dem Album. Schon beim ersten Hördurchlauf vermisst man nach einer gewissen Zeit die Entspannung fürs Ohr. Jeder Song für sich ist so konzipiert, das Maximum an Brutalität herauszuholen. Das funktioniert für zwei bis drei Songs mehr als nur gut, sondern hervorragend, aber dann ist der Punkt erreicht, an dem man sich wünschte, es würde auch mal nicht ganz so schnell, nicht ganz so brachial, einfach mal etwas ruhiger zu Werke gehen.
Auf diese Augenblicke wartet man auf dem Album vergeblich, daher nur noch einmal, um es auf den Punkt gebracht zu haben: wer sich bei CYPHER ausruhen will, der muss mit Taubheit bestraft sein oder eine defekte Stereoanlage haben. Konzentrieren wir uns also wieder auf das, was die Jungs zu bieten haben: eine deftig rockende Mischung aus Death- und Thrashmetal, die obendrein mit einem kräftigen Soundgewand auftrumpfen kann. Schwachpunkte im Songwriting, in der Beherrschung der Instrumente oder in der Produktion kann man lange ergebnislos suchen, was das betrifft, geben sich CYPHER keinerlei Blöße.
Auch der Gesang weiß mit kratzigem Gebrüll und tiefen Growls zu überzeugen, und Frontmann T zeigt, dass man auch durch die Ablenkung eines Mikrofons durchaus wacker an der Gitarre Riffs runterschroten kann.
Mit etwas mehr Einfühlungsvermögen und dem Gespür für eine in sich abgerundete Platte hätte ‚Darkday Carnival’ ein absoluter Kracher sein können. So allerdings muss gesagt werden, dass die Songs als Einzelstücke jeder für sich betrachtet einfach nur brutal rocken, über die gesamte Länge der Platte aber mangels Abwechslung nicht mehr die Wirkung erzielen, die sie separat gespielt potentiell hätten. Das wäre durch gelegentliche „Ruhepausen“ durchaus machbar gewesen. Trotzdem ist CYPHER mit diesem Debüt ein richtiger Knall gelungen, der ihnen hoffentlich Türen und Tore öffnet, um dann auf dem Folgealbum auch mal eine etwas ruhigere Kugel zu schieben.

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