Manchmal weiß man schon im Vorfeld, was auf einen zukommt, wenn man eine CD in Händen hält. Nach dem Debütalbum ‚Lucidity’ hätte mich jegliche Abweichung dieser eingeschlagenen Linie mehr als überrascht. Und so kommt es, wie es kommen muss: mit ‚April Rain’ legen die Holländer DELAIN ein weiteres bombastisch produziertes SymphonicMetal-Album vor, das sich durchaus hören lassen kann.
Leider hat die Sache aber einen entscheidenden Haken: die Songideen sind inzwischen ausgetretene Schuhe, die Parallelen zur ehemaligen Band von Hauptsongwriter Martijn Westerholt lassen einen dazu neigen, fast von identischen bzw. austauschbaren Liedern zu sprechen, und wenn es schon eine Band aus den Niederlanden gibt, die in diesem speziellen Genre richtig abräumen, dann muss jede Band, und wenn es auch wie im Fall von DELAIN eher ein Abkömmling sein, wie eine schlichte Kopie wirken.
Westerholt wird wahrscheinlich immer mit diesem Vergleich leben müssen, auch wenn er schon auf dem Erstlingswerk eindeutig bewiesen hat, dass er mindestens die gleichen Qualitäten aufweisen kann wie seine ehemalige Band (aber auch dort zeigen sich im Ideenreichtum schon seit geraumer Zeit starke Einschränkungen). Es gehört einfach mehr dazu als nur stumpfes Gitarrenstakkato und breite Keyboardteppiche sowie eine gute Sängerin, denn die haben DELAIN mit Charlotte Wessels ebenfalls, um auch lebendige Musik zu schreiben.
Man merkt den Songs an, dass sie insgesamt ein wenig verkrampft sind, man zügelt sich, um möglichst massenkompatibel zu sein, traut sich nicht, unkonventionelle Elemente mit einzubinden, um nicht von der Erfolgswelle, auf der sie zweifelsohne mitsurfen können, herunterzurutschen. Die Presseinfo zu ‚April Rain’ schreibt: „Nichts desto trotz stehen die Songs von „April Rain“ gerade in einer Zeit der Plagiatoren für sich selbst.“ Das ist insofern richtig, als dass man bei dem Versuch, sich selbst zu kopieren, nicht von Plagiaten spricht, sondern eher von Einfallslosigkeit.
Bei aller Kritik, die jetzt gefallen ist, muss klar sein, dass dies auf wirklich jede Band zutrifft, die annähernd in diesem Genre tätig ist, seien es nun DELAIN, Within Temptation, Evanescence, etc. Es ist eher das Genre selbst, das sich in immer wiederkehrenden Kreisen dreht, genauso, wie es derzeit in den Bereichen Metalcore und Emo der Fall ist. Wirklich gute, neue Ideen kommen kaum zustande.
Daher das Fazit wieder ein etwas Versöhnlicheres: wer das erste Album von DELAIN mochte und von der Band nicht erwartet, dass sie sich selbst neu erfindet oder neu definiert, der wird ‚April Rain’ lieben. Die Produktion ist satt, die Songs haben alle ihren eigenen Charme, alles in allem bietet die Scheibe aber keine Überraschungen. Im April wird die Band hierzulande unterwegs sein, um ihr neues Album live zu präsentieren… Spätestens da werden die Sachen sicherlich zünden!