Eine Kriegserklärung muss man auch mal hinnehmen können. Als nicht mehr und nicht weniger ist ‚Bleed the fifth’ zu verstehen, und zwar nicht nur in Richtung von Burton C. Bell & Co., sondern an die moderne Metalszene insgesamt. Ein Urvieh und Mitbegründer dieses neuen Klanspektrums ist mit neuer Kapelle zurück.
Die Anspielung mit Urvieh bezieht sich natürlich auf Dino Cazares, Gründungsmitglied von Fear Factory, Gitarrist bei Brujeria und Aesino, na ja, und jetzt halt bei DIVINE HERESY. Seit geraumer Zeit hatte er die Vision einer Band, die Metal an seine bisherigen Grenzen und darüber hinaus schieben würde, doch mit der Umsetzung des ganzen musste er sich gedulden, denn die Suche nach Mitstreitern, die sowohl das benötigte musikalische Talent und das Verständnis für seine Ideen besaßen, hat sich ein wenig in die Länge gezogen. Mit dem Vital Remains- sowie Hate Eternal- Schlagzeuger Tim Yeung wurde die passende Besetzung für die Drums gefunden (er hat übrigens 2006 beim Worlds Fastest Drummer Contest im Bereich „schnellste Füße“ mit unglaublichen 872 Anschlägen in einer Minute gewonnen). Den Basspart hat Dino Cazares zunächst selber erfüllt (inzwischen sitzt dort Joe Payne, der früher bei Nile gespielt hat), aber für den Gesang musste jemand her, der sowohl melodisch einiges auf dem Kasten hat, aber auch mit fiesem Gebrüll aufwarten kann. Der Tipp eines Freundes führte schließlich zu dem bis dahin unbekannten Tommy Vext. Langer Rede kurzer Sinn: hier ist eine Band, die es in sich hat!
Musikalisch hat sich Dino Cazares viel Riffing einfallen lassen, was er wohl auch ohne Probleme bei Fear Factory hätte unterbringen können, aber alles immer noch mit einer halben Schaufel mehr Kohlen im Feuer, immer ein klein wenig aggressiver, schneller, tighter. Maschinengewehr-Riffing trifft auf traumschöne Melodieparts, wütendes Geschrei paart sich mit einfühlsamen Gesangspassagen, ein Schlagzeug-Geballer, das seinesgleichen sucht. Die Produktion von Dirty Icon ist präzise, heftig und dick, insgesamt sehr trocken, aber genau so muss es halt für diese Art Metal klingen. Mustergültiger Sound, mustergültige Songs.
Wer Fear Factory mag, der kann bei Divine Heresy blind zugreifen. Gerade in den Songs, wo auf melodiöse Refrains gezählt wird, haben ein so hohes Niveau, dass man eigentlich nur gespannt sein kann, ob der entgegengeworfene Fehdehandschuh von seinen ehemaligen Bandkollegen aufgehoben wird und entsprechend geantwortet werden kann. Songs wie ‚Failed creation’, ‚Savior self’ oder ‚Rise of the scorned’ dürften eigentlich für eine Vollbedienung von Freunden moderner Metalmusik reichen. Machine Head, Fear Factory, Killswitch Engage etc. müssen sich alle in acht nehmen: DIVINE HERESY sind wütend und hungrig! Auf Myspace gibt es den Kracher ‚Failed Creation’ aufs Ohr, also nichts wie hin und von der Qualität und Geschwindigkeit dieser Band selbst überzeugen.