Ensoph – Rex Mundi X-ile

Um erfolgreich in einer Elektro-Industrial-Band spielen zu können, scheint man heutzutage in allererster Linie den Mut haben zu müssen, extrem auszusehen und sich jeglicher Norm zu entziehen. ENSOPH sind auf jeden Fall ganz groß darin, sich mit Latex, Bondage, Gasmasken und Schweißerbrillen in Szene zu setzen und vor Vollmondkulisse mit wehenden Flaggen, die mystische Symbole zeigen, für ein Foto in die Kamera zu blicken oder eben auch verächtlich in eine gänzlich andere Richtung. Ebenfalls wichtig sind wohl auch die kryptischen Namen der Musiker.
N-Ikonoclast am Gesang, Xraphael an der Gitarre und zuständig fürs Programmieren, KKTZ am Bass, Next-X@nctum an den Keyboards sowie Xenos an den Drums, das sind doch mal Namen, die sich schnell einprägen, oder? Fast fühlt man sich an nordische Blackmetalbands erinnert, deren Musiker ja immer irgendetwas mit „Hellhammer“, „Irgendwas-grimm“ oder sonstiges zu tun haben. Würde es also um Klischee-Anhäufungen gehen, wären ENSOPH auf jeden Fall ganz weit vorne! Allerdings ist der Kern ihres Schaffens ja nicht allein die Aussenwirkung, sondern auch die Musik, die sie machen.
Hier beschränkt man sich auf recht simple Songstrukturen mit einfachen Gitarrenriffs, die in der Regel auf lockeren 3-Griff-Stakkato-Parts basieren, ansatzweise tanzbaren Diskobeats vom Schlagzeug, dem fast schon obligatorischen verzerrten Keif-Sprechgesang (allseits bekannt von Marilyn Mansons „The beautiful people“) und melancholischem, tiefen Cleangesang. Das wird insgesamt eigentlich nur dadurch interessant, als das über diesem gewöhnlichen Konstrukt noch zusätzliche Keyboards und programmierte Geräuschkulissen liegen, die arg dissonant zum Rest der Songs stehen und das Zuhören zu einem Akt der Selbstgeißelung machen. Wahrscheinlich ist es genau das, was die Fans dieser Band so lieben, frei nach dem Motto „Geil, ist das schrill, wenn ich es noch lauter mache, dann kann ich unter Umständen meine Boxen damit kaputt machen oder mein Gehör dauerhaft schädigen!“.
Die Band gibt es übrigens schon seit über zehn Jahren, und mit ‚Rex Mundi X-Ile’ liegt ihr bereits viertes Komplettalbum vor. Diese Kontinuität zeigt sich natürlich auch in ihrer Live-Performance, mit der sie schon mit Bands wie Katatonia, Deathstars, Novembre oder Death SS die Bühne teilen durften.
Nun denn, Industrialmetal ist für mich in der Regel schon immer ein Buch mit mindestens sieben Siegeln gewesen, und auch ‚Rex Mundi X-Ile’ wird diese Tatsache nicht ändern können. Was die Band aber abseits ihrer musikalischen Geschmacksfrage an Wirkung durch schiere Präsenz erzielen, ist phänomenal und in der geballten Form auch mir noch nicht allzu häufig unter die Augen gekommen.

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