Ich verstehe manche Leute einfach nicht. Dass jemand einen relativ breiten Musikgeschmack haben kann, ist klar, dass es dann aber auch Musiker gibt, die in ihrer Kreativität diese Bandbreite ebenfalls ausleben können, ist immer wieder aufs Neue erstaunlich. Zu diesen Leuten gehört auch Bill Steer. Mit seiner Band FIREBIRD zeigt er einmal mehr, dass er nicht nur poltern kann.
Das „Gepolter“ spielt er übrigens, für alle, die es nicht wissen sollten, in der Deathmetal-Grind-Band Carcass, und trotz deren Reunion im letzten Jahr scheint genug Zeit gewesen zu sein, um sich Gedanken zu neuem Material für die Classic-Rockband FIREBIRD zu machen, deren neues Album nun hier auf dem Tisch liegt.
Drei Herren, die schon seit geraumer Zeit im Zeitgeist von Led Zeppelin Musik machen, dabei aber bislang noch nicht auf große Aufmerksamkeit gestoßen sind. Klanglich ist man auch diesem Gedanken treu geblieben, hier dröhnen die Röhrenamps noch kräftig und mittenlastig, keine Midi-Spielereien, sondern alles noch echt und handgemacht. Dass man dabei allerdings auf moderne Aufnahmemöglichkeiten zurückgreifen kann, hört man deutlich heraus, denn abgesehen vom Retro-Soundstil ist die Aufnahme kraftvoll, dynamisch und vor allen Dingen rauschfrei. FIREBIRD spielen zumeist rockige Songs, mal ein wenig Blues mit einbringend, sonst aber vor allen Dingen gerade heraus und ohne große Umwege. Songstrukturen, wie man sie schon lange kennt, mit Intro, Strophe, Refrain und irgendwann einem Outro (und natürlich dem obligatorischen Gitarrensolo in der Mitte), zeugen davon, dass die Herren keine Lust haben, irgendwelche Experimente zu machen, sondern in erster Linie rocken wollen. Und das tun sie auch.
Wer sich mit Bands wie Led Zeppelin, Thin Lizzy oder auch, um auch mal einen moderneren Vergleich zu bringen, Lenny Kravitz anfreunden kann, wird auch an FIREBIRD seine Freude haben. Klanglich sauberer Retro-Rock, der solide und ohne großartige Fremdeinflüsse zurechtkommt, entsprechend aber auch nach wenigen Songs schon erahnen lässt, wie die restliche Scheibe so weiterlaufen wird. Alles in allem also gefällig, aber ohne große Überraschungen und auch ohne wirkliche Highlights auf der Scheibe.