From Autumn To Ashes – Holding A Wolf By The Ears

Man stelle sich folgende Situation vor: eine Band ist im Studio und nimmt ein neues Album auf, und genau zu dem Zeitpunkt, wo eigentlich der Gesang aufgenommen werden soll, klingelt das Telefon, und der Frontmann teilt mit, dass er seine Leidenschaft an der Sache verloren hätte und aus der Band austreten und nicht mehr ins Studio kommen würde. Was hier nach einem Horrorszenario klingt, ist FROM AUTUMN TO ASHES genau so passiert. Aber was bei manchen Bands zu Verzweiflung, Bandauflösung und ähnlichem geführt hätte, war in diesem Falle eher ein Schritt nach vorne. Bisheriger Schlagzeuger und Co-Sänger Francis Mark hat auf ‚Holding A Wolf By The Ears’ auch die Screamvocals übernommen, und das mit einem mehr als nur überzeugenden Ergebnis.
Aber gehen wir ein paar Schritte zurück: eine so zwiespältige Band wie FROM AUTUMN TO ASHES hat die Metalcore-Emo-Szene wohl selten gesehen, wechselten sich auf den bisherigen Scheiben Songs ab, die unterschiedlicher von ihrer Grundausrichtung nicht sein konnten. Mal gabs kräftig auf die Ohren, um dann im nächsten Song eine Akkustik-Gitarren-Popballade zu bringen. Mit dem Vorgängeralbum ‚Abandon Your Friends’ hätte man fast der Ansicht sein können, dass der Name Programm sei. Wollte man hier ein Metalpublikum, ein Oldschool-Hardcorepublikum oder doch Mainstream ansprechen? Das ist bis heute noch ungeklärt, aber wirkliche Freunde hat dieses Album wohl eher nicht gehabt. Umso überraschender ist die Energie, die die neue Langrille freizusetzen vermag. Statt dem tiefen gegröhle von Ben Perri herrscht jetzt eher Screamo-Feeling vor, aber auch nur sekundär, wenn nicht gerade gesungen wird.
Die Produktion der Platte ist mörderisch brutal und lässt kein Auge trocken, der Gesang klingt herzzerreißend traurig, die Gitarren haben einen leicht schnarrenden Unterton, der aber charmant klingt, Bass und Schlagzeug bieten ein sattes Fundament.
Entscheidend für diese Platte ist aber das homogene Songwriting, das wieder in Richtung von ‚The Fiction We Live In’ geht und sich in Kombination mit dem hervorragenden Wechselspiel aus Geschrei und Gesang als Steigerung zu diesem Album erweist. Auch FROM AUTUMN TO ASHES bieten den freundlichen Service, sich das gesamte Album im Vorfeld auf Myspace anhören zu können, bevor man sich für einen Kauf entscheidet. Als Anspieltipps möchte ich an dieser Stelle ‚Daylight Slaving’, ‚Sensory Deprivation Adventure’ oder aber den im Mittelteil höllisch moshenden ‚Love It Or Left It’ nennen, allerdings nur unter dem Vermerk, dass die restlichen Songs nicht wirklich schlechter sind, hier ist lediglich der Aha-Effekt am deutlichsten spürbar. Als letzte gute Nachricht sei noch vermerkt, dass FROM AUTUMN TO ASHES planen, demnächst auch nach Europa zu kommen, um hier die Clubs unsicher zu machen…

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