Geist – Für Alle Zeit

Manche Leute sagen, es gibt Gespenster. Andere Leute sagen, es gibt keine Gespenster. Ich aber sage: GEIST spuken mir jetzt seit ein paar Tagen gehörig im Kopf rum, und das ganz bestimmt nicht, weil ich sie gruselig finde. Ganz im Gegenteil: GEIST aus der Narrenstadt Köln haben richtig was zu bieten, und ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, kann ich ohne Übertreibungen Parallelen zu Tool ziehen. Diese Scheibe rockt nach vorne, ohne auch nur an irgendeinem Punkt gewöhnlich, erwartungsgemäß oder trendy zu sein. Vielmehr zeichnet GEIST aus, dass die Lieder so herrlich unkonventionell sind und eher ungewöhnliche Melodieverläufe anbieten, und das schon zu einem Zeitpunkt, wo man versucht, den Gesang völlig auszublenden.
Und genau hier sind wir an einem Punkt, der eigentlich gar nicht möglich ist. Nicht nur, dass Sänger Fares Rahmun abgesehen von einem ungewöhnlichen Namen auch eine sehr charismatische Stimme hat, die sich im Zeitalter der Vedder-Klone nicht zu verstecken braucht, auch textlich liefert die Band einiges ab, was sich sehen lassen kann. Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen, um Achtung schenken und Achtung erheischen, Konflikte und Selbsterkenntnis. Dabei legt Fares (so vermute ich) in vielen Dingen einen beeindruckenden Seelenstriptease hin und vermag es, mit seiner Stimme immer genau die Klangfarbe zu treffen, die das ganze perfekt untermalt.
Musikalisch liegt man auf ‚Für alle Zeit’ wie gesagt irgendwo im experimentellen Rockbereich, mit dem Gespür für den richtigen Zeitpunkt, an dem man auch mal weniger ungewöhnlich loslegen muss. Besonders wohlgefällig ist die Tatsache, dass bei GEIST der Bass nicht nur eine begleitende Funktion hat, sondern für ein richtiges Fundament sorgt, welches durch die Gitarren lediglich teilweise unterstütz wird, sich aber größtenteils eigenständig bewegt. Die Dynamik der Stücke überrascht mit jedem neuen Hördurchlauf aufs neue, und das Gefüge aus Musik, Gesangsmelodie und Textinhalt lässt einem Schauer über den Rücken laufen. Vielleicht kommt daher der Bandname!?!
Die Aufnahme der 1o Songs umfassenden Debüt-CD ist ordentlich, knackig rockend und vermittelt den Eindruck, dass dieser Sound auch live zu erwarten ist. Gedanklichen Punktabzug gibt es für den unnötigen Didgeridoo-Einsatz. Warum meint jede experimentelle Band, dieses Rohr in mindestens einen Song unterbringen zu müssen? GEIST sind demnächst verstärkt in deutschen Clubs unterwegs, um ihre CD zu promoten, und werden dabei in unseren Gefilden am 30.06. in Göttingen sowie am 07.07. in Hannover zu gast sein. Ein tolles Album, das auch live zu rocken verspricht.

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