Haggard – Tales From Ithiria

Wie geht man am besten vor, wenn man eine Scheibe zu rezensieren hat, von der man nicht das Gefühl bekommen hat, sie verstanden zu haben? Vor dieser schweren Aufgabe stehe ich jetzt, in der Hand halte ich das neue Album von HAGGARD, und so tue ich in der Einleitung genau das, was wohl ein jeder tun würde: ich schwafel und drücke mich vor der Verantwortung. Da man aber nicht nur drum herum reden kann, geht’s nun auch in die Vollen:
HAGGARD (hieß so nicht der König aus dem letzten Einhorn?) ist eine deutsche Band, die sich der Kombination aus Metal und Klassik verschrieben hat. So viel versprechend das im Ansatz klingt (Namen wie frühe Theatre Of Tragedy schießen mir durch den Kopf), so richtig haut es mich dann doch nicht vom Hocker, denn das, was da aus den Boxen kommt, hört sich eher nach Rondo Veneziano an. Operettenhafter Gesang, dazu Kammerorchester und Rockkapelle. Wo man gegen die klassischen Gesangsparts, insbesondere den Coloraturgesang, nichts sagen kann, klingen die versuchten Grunt-Vocals nach einer Mischung aus Gesangseffekten und Klospülung, haben weder Kraft in der Stimme noch Ausdruck. Man kann eben nicht alles haben.
Auf dem neuen Album ‚Tales Of Ithiria’ wird erstmals kein historischer Bezug gesucht, sondern es wird die Geschichte des Fantasiereiches Ithiria erzählt. Wie sich das für eine spannende Fantasy-Geschichte gehört, wurde hierfür ein Geschichtenerzähler gesucht und mit Mike Terrana (seines Zeichens eigentlich Schlagzeuger von Rage, Yngwie Malmsteen und Tarja Turunen) gefunden. Der macht seine Sache richtig gut!
Gegen die Produktion lässt sich eigentlich auch nichts sagen. Die Orchestralparts stehen nahezu gleichwertig neben der Metal-Instrumentierung, der klassische Gesang hat zwar anteilsmäßig den Vorzug, vom Mixing her ist die Sache aber ausgewogen und fällt von daher eher kaum ins Gewicht. Aber genau diese Ausgewogenheit ist es auch, die der Scheibe (besser gesagt: mir mit der Scheibe) zu schaffen macht. Man (ich) weiß nicht ganz genau, was das alles nun werden soll, irgendwie sitzen die Sachen zwischen den Stühlen und landen entsprechend (bei mir) am Boden. Von den Ideen her spricht nichts gegen die Songs, aber es wirkt auf mich alles erzwungen und zusammengepresst. Der alles andere als überzeugende Growlgesang verdirbt dann auch die letzte Freude an den Liedern.
HAGGARD wird sicherlich auch mit dem neuen Album seine bisherigen Anhänger ansprechen können, ich werde mit den Sachen allerdings nicht warm, und wenn mir nach einer Kombination aus Klassik und Deathmetal ist, dann greife ich einfach in der „Oldies“-Abteilung nach Theatre Of Tragedy, Amorphis oder Celestial Season.

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