Wenn man sich HURON anhört und dann ihren selbst genannten Haupteinfluss auf Myspace liest (Jägereister), wird einem einiges klar: der Klang der Band erweckt Bilder von alten, mürrisch dreinblickenden Raubeinen, die in irgendeiner Bikerkneipe hocken und Hochprozentiges in sich reinschütten.
Musikalisch ist hier Sludge, Stoner und Southern Rock irgendwo miteinander vermengt worden. Kommt euch bekannt vor? Dann wartet mal ab, bis ihr die Stimme des Frontmanns gehört habt. Wenn diese Band sagt, sie seien inspiriert von „Buddy Holly bis Metallica“ (laut Presseinfo), dann gebe ich hiermit den unverkennbaren Tipp: Down (mit Phil Anselmo am Gesang) liegen bei dieser Bandbreite wahrscheinlich genau in der Mitte. Melodiöser, kratziger bis kehlig-schreiender Gesang, der schon beim Zuhörer die Stimmbänder schmerzen lässt, groovige Songbasics, missmutig grummelnder Bass und kompromisslos rockige Gitarren machen aus den Songs von HURON Musik, der man sich nur schwer entziehen kann, die aber auch sehr gut nebenbei laufen kann, ohne dass man sich allzu stark damit beschäftigt, also genau das, was man in einer Filmszene im Hintergrund erwartet, wenn man eine von Motorradrockern besiedelte Kneipe betritt.
Überraschend hierbei ist, dass ‚Cheyne Stoking’ das Debütalbum der Band ist und diese sich erst vor gerade einmal zwei Jahren gegründet haben: die Songs klingen arschtight und routiniert, sodass man das Gefühl vermittelt bekommt, die Band sei schon seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, zusammen unterwegs und hätten die eine oder andere Flasche gemeinschaftlich mit Lemmy Kilmister geleert.
Inhaltlich beschäftigt sich HURON mit den Themen, die für sie wirklich wichtig sind. Hier wird nicht um verlorene Liebschaften oder wachsende Angst aus politischen Motiven gesungen, sondern hier geht es um Krieg, Religion, Sex und Drogen. Das kann man, wenn man sich die Scheibe ein-zweimal angehört hat, ohne weitere Kommentare so stehen lassen. HURON versuchen gar nicht erst, sympathisch zu wirken, auf gute Laune zu bürsten oder in sonstiger Art positiv eingestimmt zu erscheinen, und genau das ist es, was ihnen hinterher genau die Sympathiepunkte einbringt.
Ich weiß schon ganz genau, welche Scheibe ich auf der nächsten Party laufen lassen werde. HURON ist so eine Band, die eigentlich immer wieder gut zum anhören ist, ohne dass man in einer ganz bestimmten Stimmung sein muss. Die kontroverse Klangart von angepisstem Gesang und groovy munteren Songs kann eben so oder so ausgelegt werden. ‚Cheyne Stoking’ ist ein grandioses Debüt, das endlich eine lohnende Alternative zu Down bietet und dabei ohne psychedelischen Anstrich auskommt.