Madball – Infiltrate The System

Früher war alles besser! Das, was hier wie eine abgedroschene Floskel klingt (was es ehrlich gesagt ja auch ist), ist im Fall von MADBALL´s neuem Album ‚Infiltrate The System’ irgendwie grausame Realität geworden. Oder doch nicht?
Ein kurzer Rückblick! Es war einmal (ebenfalls schon zu häufig verwendete Floskel, egal) eine Band namens Agnostic Front. Sie galten als Mitbegründer der New Yorker Hardcore-Szene und inspirierten viele andere Bands. Der Sänger ebenjener Band hat einen Halbbruder, den er irgendwann während eines Konzertes auf die Bühne zog und ihm somit zu seiner ersten Frontmann-Erfahrung verhalf. Später dann gründete dieser Halbbruder (Freddy Cricien) eine Band namens MADBALL, welche ebenfalls recht schnell ihre Schäfchen ins Trockene holte und deren Debüt-CD ‚Set It Off’ als Klassiker in der Hardcoreszene gilt. Nach zwei grandiosen Alben flaute der Hype ein wenig ab, und mit der vierten Scheibe wurde es dann endgültig still um MADBALL.
Mit ‚Legacy’ kam dann die brachiale und unerwartete Rückmeldung von den Toten. Brutal, direkt, aber irgendwie nicht so, wie man es erwartet hatte. Und mit ‚Infiltrate The System’ wird dieser Weg nun konsequent fortgeschritten, aber Hand aufs Herz: mit der Klasse von ‚Set It Off’ hat das alles nichts mehr zu tun. Wie es scheint, hat sich MADBALL von den Bands inspirieren lassen, die sie früher selbst inspiriert haben. Und genau hier haben wir den Punkt erreicht, wo der Hund seinem eigenen Schwanz hinterherjagt.
Genau so klingt das Album im übrigen auch: eine Band auf der Jagd nach ihren früheren Erfolgen mithilfe von Songs, die ihnen eigentlich nicht zu Gesicht stehen. Natürlich ist das Riffing irgendwie noch OldSchool-mäßig, aber mit einem ordentlichen Schuss modernem Stakkato-Mosh. Das sind Lieder, die man eigentlich eher auf einem Midtempo-Hatebreed-Album erwarten würde. Um das Namedropping und den Teufelskreis noch mal ad absurdum zu führen: ‚Infiltrate The System’ hat den gleichen Charme wie das Debütalbum einer New Yorker Hardcoreband namens Merauder, die ein Jahr nach ‚Set It Off’ auf der Bildfläche erschienen und sicherlich auch MADBALL als Vorbilder hatten.
MADBALL´s neues Album ist sicherlich keine schlechte Scheibe, erscheint recht kurzweilig und hat genug Passagen, die man nur zu gerne mitgröhlen möchte, schafft aber nicht, darüber hinwegzutäuschen, dass die Herren eigentlich nur ein Stück vom selbst gebackenen Kuchen abhaben wollen. Um aber die Energie zu spüren, die diese Band früher entfesseln konnte, taugt diese Scheibe leider nicht, sondern rangelt eher mit durchschnittlichen zeitgemäßen Bollocore-Releases um die Gunst des Zuhörers, wenn auch mit klarem Vorteil durch Vorschusslorbeeren und klangliche Qualität. Ich bevorzuge allerdings eher den etwas schlechteren Klang, dafür aber die überzeugenderen Ohrwürmer von ‚Set It Off’. Auf Myspace und der Homepage (oder bei Obi ?) gibt es was für Auge und Ohr, um sich auf den neuen Stil von MADBALL einzustellen.

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