MEMORY GARDEN? Bei mir klingelt es nicht, aber ich war eh nicht gut in Memory, daher geht das vielleicht in Ordnung. Mit ‚Carnage Carnival’ liefern die Herrschaften jedenfalls ihr viertes Album ab. Bei vielen Bands, die einem bislang verborgen geblieben sind, hat man ja das Gefühl, bislang nichts verpasst zu haben. MEMORY GARDEN setzen mit der Scheibe aber so ein Ausrufungszeichen hinter jeden Satz, dass ich am Grübeln bin, mir den Backkatalog zu organisieren.
Auch noch nicht so eine große Ausnahme, denkt ihr jetzt vielleicht. Weit gefehlt, denn wenn man wirklich regelmäßig mit neuer Musik versorgt wird, dann fallen die Scheiben, die man dann tatsächlich selbst im Laden aussucht und kauft, eher in die Kategorie „seltener Fall“. Wenn es sich, wie hier, dann auch noch um eine Power- / Thrash- / Doom-Metalband handelt, dann könnte man fast von einer Sensation sprechen. Aber so weit will ich jetzt in meiner Begeisterung nicht gehen. Fakt ist aber, dass mich seit Forbidden´s ‚Distortion’-Album keine Band aus diesem Genre so überzeugen konnte, wie es MEMORY GARDEN nun tun.
Das Riffing, welches hier die Songs prägt, ist zumeist im Stakkato-Bereich, aber immer mit einem gewissen Maß an Melodie, knackig auf den Punkt gebracht, und wird obendrein wunderbar von Drums und Bass unterstützt. Alleine schon instrumental wird hier ein Feuerwerk entzündet, das sich sehen lassen kann. Dazu kommt dann noch die grandiose Stimme von Stefan Berglund. Fast würde ich „alter Schwede“ sagen, aber so alt ist er dann doch nicht. Ausdrucksstark, facettenreich, melodisch, aber dabei keineswegs gekünstelt, geknödelt oder gar weinerlich vorgetragen, schafft er genau das Mittelmaß zwischen Kraft und Klang, welches viele Sänger im Metalbereich in die eine oder andere Richtung vergeigen.
Dazu gesellt sich dann noch eine verflucht dicke Produktion, die auf das Konto von Mike Wead geht (bekannt durch seine Arbeit für King Diamond und Mercyful Fate). Aggressives, ungekünsteltes Drumming, dicker, solider Basssound, brettharte Gitarren, und dabei bleibt dann immer noch genug Platz für den Gesang im Gesamtklang. Traumhaft.
Musikalisch ist alles ein wenig retrostyle-mäßig aufgezogen, nur wenige Elemente lassen darauf schließen, dass diese Band sich auch von neumodischen Produktionen inspirieren lässt, aber das muss ja auch nichts negatives sein. Mir jedenfalls macht ‚Carnage Carnival’ von der ersten bis zur letzten Sekunde richtig Spaß, und bei den langhaarigen Metallern dürfte dieses Album auf der Tanzfläche oder live für ordentliche Nackenschmerzen sorgen. Wer jetzt immer noch skeptisch ist, der kann ja vorher ganz unbefangen auf Myspace ein Ohr riskieren, es lohnt sich!