Mit Mothers Little Helpers neuem Release ‚Be hip’ steht uns eine etwas ruhigere Scheibe für den Jahresanfang ins Haus. Die fünf Berliner stellen mal grundsätzlich zur Debatte, was denn wohl zur heutigen Zeit hip ist, und diese Fragestellung ist ganz berechtigt. Ganz deutlich wird gleich zu Beginn der Scheibe: hip ist, was man selbst hip findet. Mothers Little Helpers lassen sich keine Zwänge auflegen, sondern spielen ihre recht gelungene Mixtur aus neumodischen Rocksongs und Mitt-Siebziger-Soul solide durch, immer mit dem Ohr an der Eingängigkeit ihrer Melodien, und ebenfalls immer darauf achtend, dass der Fuß mitwippt oder die Finger mitschnipsen können.
Soundmäßig geht die Scheibe richtig nach vorne los! Das ganze klingt irgendwie, als würde man mittendrin im Proberaum stehen (das ist jetzt positiv gemeint), so direkt ist der Klang der einzelnen, perfekt zueinander abgemischten Instrumente. Der Gesang, der mich persönlich stellenweise an ältere Phil Collins-Geschichten erinnert, kommt immer präzise und klar, keine Unsicherheiten in der Stimme erkennbar, trotzdem markant und leicht verraucht, wunderbar. Auch die Background-Sängerin Della Miles brilliert bei ihren Einsätzen, diese hat allerdings mit Stevie Wonder und Whitney Houston bereits zumindest zwei namhafte Fürsprecher hinter sich.
Der Opener der Scheibe ‚Inside’ rockt mit nahezu Billy Talent-Energielevel los und stimmt den Hörer positiv ein auf das, was da noch kommen mag. Mit ‚Here we come’ folgt dann ein ebenfalls rockiges Stück, das auch die erste Singleauskopplung darstellte, die sich inzwischen auf 21 Radiokanälen in der Rotation befindet und bei 27 weiteren Sender im Handeinsatz. Hut ab.
Aber was bitte ist das? Kaum ist die Single-Auskopplung verklungen, erschallt aus den Boxen ‚Rock song’. Ich mag diesen Stilbruch kaum glauben. Der Song hat irgendwie was von der Kiss-Nummer ‚I was made vor loving you’, genauso kitschig, der gleiche stumpfe Off-Beat, ein Disko-Song, der seinesgleichen sucht. Schnell springe ich auf den nächsten Track, wo mich eine Lenny Kravitz-ähnliche Ballade erwartet. Danach folgen eine Funk-Nummer, ein verträumter Hammond-Orgel-Song, wieder eine Disko-Nummer, kurz gesagt: das Feuer, das sie mit den ersten beiden Songs abbrennen, können sie gerade mal mit ‚Be free’ nochmals ansatzweise erreichen, ansonsten dümpelt die CD irgendwo zwischen völlig unterschiedlichen Stilrichtungen umher, immer eher etwas ruhig als nach vorne los.
Das Album hat Klasse, das sei an dieser Stelle gesagt, aber Mothers Little Helpers Manko ist, dass sie abgesehen von der markanten Stimme von Bob Greiner Pol keinerlei Wiedererkennungswert haben. Das ist natürlich nicht ganz einfach. Wem das aber egal ist, und wer sich auch in völlig unterschiedlichen Musikstilen zu Hause fühlt, für den kann die Band ein echter Tipp sein, und der Erfolg der Band zeigt, dass es kein Einzelfall ist, wenn man diese Band mag. Für meinen Geschmack etwas zu vielschichtig, aber durchaus sehr gut gemacht!