NACHTGESCHREI kommen aus Frankfurt und gelten als der neue Hoffnungsträger in Sachen Mittelalter-Metal. Insbesondere durch ihre zahlreichen Live-Auftritte, u.a. mit Subway To Sally, Saltatio Mortis, Schelmish, Fiddler´s Green, den Apokalyptischen Reitern etc., haben sie sich bereits vor Veröffentlichung ihres Debüt-Albums ‚Hoffnungsschimmer’ eine recht große und treue Fangemeinde erarbeitet.
Man sollte es eigentlich nicht glauben, aber die Nachfrage nach mittelalterlich angehauchten Metalcombos scheint immer noch groß genug zu sein, um neue Bands zu gründen. Irgendwie scheinen besonders hierzulande die Leute automatisch in Verzückung zu geraten, sobald sie eine E-Gitarre und einen Dudelsack gleichzeitig hören. Eine Metalband, die einen Dudelsack-Spieler findet, kann quasi ihre Karriere schon im Vorfeld planen. Wie die Songs anschließend geartet sind, wie der Sänger klingt, wie anspruchsvoll die Texte sind, scheint alles nur noch zweitrangig zu sein. Kritische Leser werden jetzt anmerken „so ist das im Emo/Screamo doch auch“! Richtig, aber dazu wird an anderer Stelle mehr berichtet. Fallen NACHTGESCHREI nun in die Kategorie, die nur aufgrund des Musikstils automatisch Erfolg haben müssen?
Die Aufnahme ist sauber und ordentlich, drückt im Schlagzeug-Bass-Bereich ganz gut, die Gitarren sind für meinen Geschmack noch etwas zu handzahm, und der Dudelsack steht ein wenig zu weit vorne im Gesamtklang. Der Gesang ist ein wenig quäkig (aber auch das ist ein schon häufiger in diesem Genre gehörter Aspekt, der eventuell sogar dazu gehört…), erinnert mich ein wenig an die frühen Werke von Heinz-Rudolf Kunze, und sorgt durch stellenweise eher schlechte Verständlichkeit der Texte für ein unfreiwilliges Schmunzeln, macht ansonsten aber nichts kaputt. Die Songstrukturen sind recht schnell aufgeschlüsselt, das Riffing basiert größtenteils auf Akkordschieberei überlagert mit zwei versetzten Melodien (Gesang und Dudelsack). Nichts besonders aussergewöhnliches, und daher auch schon ungewohnt früh mein Fazit zu dieser Scheibe:
NACHTGESCHREI haben auf ihrem Debüt ein paar Höhen (zum Beispiel das insgesamt am kraftvollsten wirkende ‚Windstill’ oder das verträumte ‚Reise zu den Seen’), keine Tiefen, dafür aber auch lange Strecken, wo es eher mittelmäßig vonstatten geht. Hoffnungsträger? Möglicherweise, aber die Hoffnung wird noch nicht auf dem Debüt erfüllt. Zur Komplettierung der Mittelaltermetal-Sammlung zwingend erforderlich, für nen eigens zusammengestellten Sampler auch gerne aus dem Regal gezogen, will ich mir aber ein ganzes Album am Stück anhören, dann greife ich doch erstmal lieber weiterhin zu Subway und Co.