Nahemah – A New Constellation

Wenn man sich nicht intensiv mit Musik beschäftigt, dann kann es ganz schnell passieren, dass einem die besten Bands irgendwann durch die Lappen gehen. Eigentlich ist nur so erklärbar, warum NAHEMAH bislang für mich ein nahezu unbeschriebenes Blatt waren. Man hatte den Namen schon mehrfach gelesen, aber eben mehr auch nicht. Keine einzige Phrase hatte ich bisher gehört, und ‚A new constellation’ stellt entsprechend musikalisches Neuland für mich dar. Umso größer ist die Freude, etwas derartig erhebendes dargeboten zu bekommen.
NAHEMAH spielen eine experimentelle, fast schon sphärische Version von Deathmetal (oder ist es doch Postcore mit Gruntvocals?), die mich einerseits an Opeth, andererseits aber auch an typische Dan Swanö-Produktionen erinnert. Mit beiden hat die Band allerdings nichts in direkter Form zu tun, sondern es handelt sich um eine konsequente Weiterentwicklung der Spanier, die als Blackmetal-Kapelle angefangen haben. Krächziges, kehliges Gegrunze bildet die Grundlage des Gesangs, ab und an wird das durch Cleangesang aufgelockert. Was dabei auffällt: sowohl die groben Schreie als auch der Gesang bestechen durch enorm gute Verständlichkeit, wirken aber keinesfalls auf einen fertigen Song aufgesetzt, sondern vielmehr wie ein eigenständig in die Komposition mit eingewobenes Instrument.
Kompositionen ist überhaupt ein Schlagwort, das einem bei dieser Scheibe immer wieder durch den Kopf zuckt. Der gesamte Aufbau der Stücke in sich als auch im Zusammenhang zueinander scheint bis ins kleinste Detail überlegt und perfektioniert worden zu sein. Keine Gitarrenriffs, sondern Klangwände brechen wie eine Welle über den Hörer herein, ziehen ihn unwiderstehlich in ihren Bann und lassen einen erst wieder los, wenn der letzte Ton verklungen ist. Hier einzelne Stücke aus dem Zusammenhang zu reißen, wäre etwa so, als solle man bei einem Gemälde nur eine Farbe betrachten und sagen, wie sie einem gefällt.
Aufnahmeseitig und von der Produktion her haben die Spanier alles richtig gemacht. Die Songs leben und atmen, klingen kein bisschen nach sterilem Studio, aber eben auch nicht nach Proberaumkeller oder Livebühne. ‚A new constellation’ ist keine CD in dem Sinne, sondern vielmehr das Tor in eine Sphäre, in der Zeit und Raum keine Rolle spielen und nur die Musik ihre Daseinsberechtigung hat. Entweder, man lässt sich mit ihr treiben, oder man sperrt sich dagegen. Mit hauptverantwortlich hierfür ist der gekonnte Einsatz von Keyboards und Saxophon (!!!).
Schon lange habe ich keine Scheibe mehr gehört, die mich derartig stark fasziniert hat. Nach At The Soundawn ist NAHEMAH nun die zweite Band innerhalb kürzester Zeit, die auf Lifeforce mit Ambient-Metal eine absolute Glanzleistung erbringen kann. Ich bin begeistert, mehr davon!

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