Nickelback – Dark Horse

Was schreibt man über eine Band, der schon alles gelungen ist, was man als Musiker vom Leben erwarten kann? Eine Band, die sich schon in ihrer frühesten Schaffenszeit an den Zenit des Rock´n´Roll-Olymps haben spielen können? Die Fakten sprechen für sich: 27 Millionen verkaufte Alben, 13 Singles, die es seit 2001 in die Charts geschafft haben, ein Grammy, was will man da noch mehr? NICKELBACK haben die Nase noch lange nicht voll von ihrem Job und schmeißen mit ‚Dark Horse’ ein Album auf den Markt, das teilweise etwas überrascht, teilweise die Erwartungen, die man hatte, aber auch voll und ganz erfüllt.
Die Überraschungen des Albums: NICKELBACK zeigen sich ungewöhnlich hart. Viele Songs krachen direkt nach vorne los, manches Riff hätte man den Herren aus Kanada nicht einmal in den kühnsten Träumen zugetraut. Das wechselt sich dann allerdings auch wieder ab mit Nummern, die man ohne großartige Vorwarnung oder Ankündigung im Radio spielen könnte und jeder wüsste sofort, um welche Band es sich dabei handeln muss. Das liegt natürlich größtenteils an Chad Kroegers unverkennbarer Stimme, aber auch instrumental ist NICKELBACK recht leicht zu identifizieren. Immer ein wenig Blues in den Adern, ein Hauch von Country, und eine gehörige Portion Rock sind es, was die Songs ausmachen.
Thematisch hat sich die Band mit etwas auseinandergesetzt, was gerade Nachwuchskünstler freuen dürfte: das Album geht um die Künstler, die es nicht ins Rampenlicht schaffen, obwohl sie qualitativ das Zeug dazu hätten. Ausserdem scheint sich die Band gedanklich sehr viel mit Groupies und horizontalen Vergnügungen zu beschäftigen. Das geht teilweise so weit, dass der Song „Something in your mouth“ im englischen Radio auf den Index gesetzt wurde. Natürlich ist das wieder eine absolute Überreaktion, aber ein Körnchen Wahrheit steckt auch hier drin: das Album strotzt nur so vor Sex.
Hierzu passend bleibt mir noch zu sagen, dass die Produktion einen locker zum Orgasmus treibt, sofern man sich an gutem Sound phallustieren kann. Erstmals seit ‚Silver Side Up’ haben sich NICKELBACK auf einen Produzenten (Robert Lange) eingelassen und nicht alles in Eigenregie gemacht. Das Ergebnis dürfte für sich sprechen. Kraftvoller hat diese Band meiner Meinung nach bislang noch nicht geklungen, und auch die balladesken Songs sind nicht wie befürchtet Schleim triefend kitschig, sondern lassen sich auch gut hören. Was man nun als nächstes erwarten dürfte, ist klar und leider schon Gang und Gebe bei dieser Band: so ziemlich jeder Song des Albums wird in den nächsten Wochen als Single herausgebracht werden, damit man auch den größtmöglichen Profit mit ein und denselben Songs herausholen kann. Wo sich einem als Musiker das Nackenfell aufstellt, muss man jedoch beschämt zugeben: aus kaufmännischer Sicht ist das nur logisch und vernünftig, vorausgesetzt, es gibt genug Leute, die sich die Singles auch alle kaufen, statt einmalig ein wenig mehr Geld auszugeben und gleich die ganze CD zu kaufen. Die Kuh, die man melken kann, schlachtet man schließlich auch nicht.
‚Dark Horse’ ist ein extrem rockiges Album, das sowohl radiotaugliche Hits als auch überraschend harte Heavyrock-Nummern auf einer Scheibe kombiniert. Dieses in Kombination mit einer wirklich mustergültigen Produktion und Chad Kroegers charismatischer Gesangsstimme macht ein NICKELBACK-Album, das seinesgleichen sucht.

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