Einfallsreichtum im Hause NINE INCH NAILS. Ganz kurz nach dem Release ihrer Instrumental-Scheibe ‚Ghosts I-IV’ erscheint nun das neue Werk ‚The Slip’. Hierfür hat man sich ein neues Konzept für die Distribution der Scheibe ausgedacht, die wohl auf viele erfreute Ohren stoßen dürfte und ein klares Zeichen der Zeit ist. Wo früher im Endeffekt nur die Verkaufszahlen einer CD wichtig waren, so ist heute die Verbreitung derselbigen fast noch wichtiger.
Schuld daran dürften die CD-Brenner-Industrie, das MP3-Format sowie das Internet sein. Darüber wurde allerdings auch schon an anderer Stelle reichlich genug diskutiert. Trent Reznor jedenfalls hat seine eigenen Schlüsse hieraus gezogen und bietet ‚The Slip’ nicht nur als schick aufgemachte, auf 350.000 Stck. limitierte CD inkl. Proberaum-Mitschnitt-DVD für seine treuen Fans an, sondern ermöglicht es auch jedem, sich das Album kostenlos und straffrei von der Bandhomepage herunterzuladen. Hierbei kann man sich sogar nach eigenem Belieben unter mehreren Kandidaten die für einen selbst geeignetste Bitrate aussuchen. Danke, hier wird an den Fan gedacht und auch an den Audio-Liebhaber!
Ich muss gestehen, dass ich zu NINE INCH NAILS bislang noch keine wirkliche Beziehung aufbauen konnte, und, um es vorweg zu nehmen, das hat sich auch nach ‚The Slip’ nicht geändert. Die Songstrukturen sind jeweils recht übersichtlich aufgebaut und verfolgen ein ziemlich einheitliches Muster, dafür kann man der Band allerdings zugute halten, dass die einzelnen Lieder deutlich unterschiedliche Richtungen einschlagen und dabei die verschiedensten Emotionen auszulösen vermögen.
Was erwartet einen klanglich auf ‚The Slip’? Rockiger, geradlinier Industrial-Sound ist Programm. Bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Gitarren, Bässe, Schlazeugsamples machen einen Großteil der Scheibe aus, ab und an wird es aber auch mal etwas ruhiger. Was daran nun so großen Anklang findet, wie ihn NINE INCH NAILS seit Jahren schon haben, entzieht sich meinem Verständnis, aber ich werde bei Gelegenheit mal bei einem mir bekannten NIN-Fan nachfragen, was genau das Geheimnis ist.
Mir ist mit ‚The Slip’ klar geworden, warum mir diese Band bislang nicht viel gegeben hat und wohl auch in Zukunft nicht geben wird. Geschmäcker sind verschieden, ist klar, aber der Schlüsselreiz dieser Musik bleibt für mich (im Gegensatz zu anderen Musikrichtungen, welche ich deswegen dann aber trotzdem nicht unbedingt mag) verborgen. Bleibt mir nur noch zu sagen, dass die CD herrlich aufgemacht ist, mit dem „Behind the CD“-Material sicherlich interessantes Bonusmaterial für Fans liefert und Trent Reznor ein wirklich großes schöpferisches Potential hat, was Anzahl und Unterschiedlichkeit der Sachen betrifft, die er so schreibt.