Pennywise – Reason To Believe

Nachdem sich mit GOOD RIDDANCE ein namhafter Vertreter des kalifornischen Punkrocks für immer verabschiedet hat und bei vielen Fans ein weinendes Auge hinterlässt, strahlt das lachende angesichts des neuen PENNYWISE-Albums „Reason To Believe“ umso mehr. California Punk at it´s best.
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Seit 1991 ist PENNYWISE – benannt nach dem Clown aus Stephen Kings „Es“ – Mitglied der Epitaph-Familie. Damit gehört das Quartett aus dem Städtchen Hermosa Beach, welches auch Bands wie DESCENDENTS, BLACK FLAG und THE CIRCLE JERKS hervorgebracht hat, zur temporal längsten aktiven Combo auf Brett Gurewitz´ Kultlabel. Auf dem medialen Höhepunkt der zweiten Punkwelle 1994/´95 lehnten sie wie RANCID, jedoch im Gegensatz zu OFFSPRING und GREEN DAY, mehrere verführerische Angebote von Majors ab und blieben der „Grabinschrift“ treu. Dass sie 15 Jahre später immer noch lebendig sind und vor Spielfreude nur so strotzen, zeigen PENNYWISE auf ihrem neunten Langspieler.

Sicherlich behaupteten böse Zungen schon des Öfteren, wie sollte es bezüglich dieses Genres auch anders sein, dass sich PENNYWISE seit Ewigkeiten und drei Tagen selbst covern würden. Damit haben sie aus ihrem Blickwinkel selbstverständlich Recht, allerdings stört dies den Fan herzlich wenig, der im Zweijahresrhythmus ganz genau weiß, was er vom neuen Silberling erwarten kann: Böse Überraschungen ausgeschlossen. Im aktuellen Falle möchte ich sogar weiter gehen: Ich hätte nicht erwartet, dass er so gut werden würde.

Ausgestattet mit ihrer gewohnt druckvollen Produktion knallen uns Jim Lindberg, Fletcher Dragge, Randy Bradbury und Byron McMackin in einer Aneinanderreihung von Powerchords ohne großen Schnickschnack 14 satte Songs um die Ohren, meistens im oberen Geschwindigkeitsgrad angesiedelt, die vor Melodie nur so strotzen und einmal mehr unter Beweis stellen, dass die nicht gerade bedeutend älteren BAD RELIGION einen riesigen Einfluss auf ihre Labelkollegen hatten und haben. Gemein mit denen haben PENNYWISE auch ihr sozialkritisches Programm. Typisch Punk, besonders bei der amerikanischen Variante, steht hier die Kritik an politisierter und somit pervertierter Religion im Vordergrund. Optisch unterstützt vom Cover, auf dem die Symbole der Weltreligionen abgebildet sind, scheinen diese in der Interpretation das Denken des Menschen zu bestimmen und mitunter zu blutigen Auseinandersetzungen zu führen. Songtitel wie „Faith And Hope“ sowie „It´s Not Enough To Believe“ verdeutlichen in diesem Zusammenhang, dass Taten mehr als Worte zählen, wenn es darum geht, ungerechte und unterdrückende Herrschaftsformen zu hinterfragen, Notleidenden und Benachteiligten zu helfen und generell auf Gewalt gegenüber Mitbürgern zu verzichten. Dass dieses Programm der Jesus-Bewegung und der christlichen Urgemeinde vor gut 2000 Jahren mehr Punk als etwa Karl Marx ist, sollten sich sowohl einige Religionsvertreter als auch deren Kritiker erneut vor Augen führen.

Dass in diesem Sinne Punks weiterhin sehr großzügig sein können, zeigt der Umstand, dass PENNYWISE ihr neues Album bis zum 08.04.2008 auf Myspace frei zum Download stellen. Dazu sollte man lediglich die Firma TEXTANGO als Freund adden. Auf AMAZON gibt es die CD-Version für schlappe 12 Euro. Als MP3-Verächter entscheide ich mich für letztere Variante, denn ich möchte mich damit bei PENNYWISE für das beste Album seit „Land Of The Free?“(2001), vielleicht sogar seit „About Time“ (1995) bedanken.

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