Es erreicht mich das Material einer mir bis dato unbekannten Punkrock-Band. Auf dem Beipackzettel steht, mit Hand vom Promoter hinzugefügt, die Aufforderung, ich müsse diese Band lieben. Nach zwei Tracks klicke ich mich durchs Netz und ordere das Album mitsamt seinem Vorgänger für teures Geld auf Vinyl. „Underneath The Owl“ hat es nämlich nicht verdient, in dieser gruseligen Low-Budget-Promo-Verpackung Teil meiner Musiksammlung zu werden.
THE RIVERBOAT GAMBLERS gründeten sich 1997 in Texas. Mit Haudrauf-Punkrocksongs über Saufen und Glücksspiele spielen sie zahlreiche Hausparties in ihrer Heimat und kommen dabei vor allem aufgrund ihrer ausgeflippten Live-Show super an, denn sie springen gerne kreuz und quer über die Bühne und toben sich so richtig aus. Seit 2005 auf Volcom, spielen sie in den darauf folgenden Jahren mit immer bekannteren Acts, etwa THE GASLIGHT ANTHEM, FLOGGING MOLLY, AGAINST ME! oder RANCID. Mit „Underneath The Owl“ veröffentlichen sie nun – soweit ich das im Vergleich mit dem Vorgänger nachvollziehen kann – ihr reifstes Werk.
Die GAMBLERS habe den einfach drauf los rockenden Punk ihrer Anfangstage überwunden und präsentieren auf ihrem neuen Werk eine zeitlose Aneinanderreihung von ehrlicher Rockmusik, die aufgrund ihres Riffings und ihrer Melodik vollends zu überzeugen weiß; sei es der drückende kurze Opener, die an zweiter Stelle positionierte Single, die Alternative-Perle „Alexandria“ oder das etwas experimentelle „Robots May Break Your Heart“. Daneben hat Produzent Andrew Murdock (u.a. auch ALICE COOPER) die Schwierigkeit gemeistert, dem Ganzen einen treffenden Sound zu geben, der weder punkrock-dreckig noch poppig-weichgespült klingt und so dem Produkt gut steht. Wer also mit den oben genannten Bands per Du ist und auch mit THE LOVED ONES etwas anfangen kann, sollte die GAMBLERS unbedingt einmal antesten. Für mich persönlich eine der schönsten Entdeckungen des Jahres bisher.