Shadows Fall – Threads Of Life

Sollte man einem Marsmenschen begegnen und diesem erklären müssen, was Metal ist: mit ‚Threads Of Life’ liefern SHADWOS FALL eine Musterlösung, ohne wirklich noch grob in eine Schublade gesteckt werden zu müssen. Nach drei Jahren des Wartens kommt nun endlich der Nachfolger zu dem schon großartigen ‚The war within’. Gespannt konnte man sein, wie es den Recken denn wohl gelingen wollen würde, noch mal einen draufzusetzen. Um die Spannung nicht ins Unendliche wachsen zu lassen, sei an dieser Stelle schon mal gesagt: es ist ihnen gelungen.
Schon nach den ersten paar Sekunden ist klar, dass da eine ganz heiße Scheibe im CD-Player rotiert. Der Sound, den Produzent Nick Raskulinecz (u.a. Foo Fighters, Stone Sour, Rush) aus SHADWOS FALL gekitzelt hat, ist so unbeschreiblich dick, da bleibt kein Wunsch unerfüllt. Das Schlagzeug brettert klar und deutlich, ist räumlich zu identifizieren und arschtight, die Gitarren sind präzise und differenziert, ohne auch nur ansatzweise Druck zu verlieren, der Bass geht ausnahmsweise mal nicht im Gesamtklang unter, der Gesang steht mitten im Sound, die Synthesizer verdichten das Klangbild stellenweise, einfach eine Vorzeigeaufnahme für alle Bereiche.
Was das Songwriting betrifft, so lassen sich SHADOWS FALL schon lange nichts mehr vorschreiben, lassen sich in keinster Weise weiter klassifizieren als Metal, und klingen trotz der deutlich im Thrash angesiedelten Wurzeln alles andere als altbacken. Es mag wohl an den unterschiedlichen musikalischen Backgrounds der einzelnen Bandmitglieder liegen, dass das Songmaterial jenseits aller Grenzen liegt, und ähnlich wie bei den Labelkollegen von Dream Theater liest sich die Bandaufstellung wie ein best of, inklusive der Titel „Top 100 guitarists of all time“ sowie „Best Metal Drummer 2005 & 2006“. Wenn so viel Können gemeinschaftlich an einem Strang zieht, kann eigentlich nur ein großartiges Album dabei herauskommen.
Textlich liegen SHADWOS FALL am Puls der Zeit, haben keine Angst davor, soziale Missstände anzuprangern, scheuen sich andererseits aber auch nicht, persönliche zutiefst emotionale Themen zu verarbeiten. Als Beispiel sei ‚Another Hero Lost’ genannt, in dem Frontmann Brian Fair seine Gedanken zum Tod seines Cousins preisgibt, welcher 2006 als US Soldat im Irak getötet wurde. Mit diesem Song Reihen sich SHADOWS FALL ein unter den Bands, die es geschafft haben, eine Ballade zu schreiben, die keineswegs kitschig ist, sondern auch noch mit verzerrten Gitarren balladesk klingt. Das haben ja schon Bands wie Pantera oder Testament vorgemacht, und auch SHADOWS FALL ist damit ein ganz großer Wurf gelungen.
Betrachtet man das gelungene Cover, die tollen Songstrukturen, das präzise Riffing, die ausdrucksstarken Texte und die dicke Produktion, stellt sich die Frage, wo diese Scheibe ihren Schwachpunkt hat, und die Antwort ist ganz einfach: sie ist mit elf Songs einfach viel zu kurz. Von dieser Art hätte das Album gerne eine Doppel-CD werden können, und so bleibt einem nur das Warten auf die nächste Scheibe oder auf eine hoffentlich bald folgende Deutschlandtour, um die Band live zu bestaunen. Wer diese ganze Lobhudelei nicht glauben will, der soll doch bitte auf der Homepage oder bei Myspace das Gegenteil beweisen.

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