Während das Licht das Symbol der Kulturepoche der Aufklärung war (engl. enlightment), welches die dunklen Zeiten absolutistischer und auch klerikaler Bevormundung aufhellen sollte, wurde es mit der Romantik zu Beginn des 19. Jh. wieder dunkler in der Motivik. Die Nacht, jene von je her mythisch aufgeladene Zeit im Tagesablauf, wird zu einem zentralen Motiv. Scheiß auf die Vernunft, wenn uns der Blick in die Sterne die Weite der Natur offenbart und uns bewusst macht, wie klein und kleindenkend wir Menschen doch sind. In diesem Sinne verfassen SLEEP STATION romantische Lyrik, und das im wahrsten Sinne des Wortes: Nicht klischeehaft kitschig – das wäre falsch –, sondern romanhaft erzählend. Gute Nacht und süße Träume.
Hinter SLEEP STATION verbirgt sich David Debiak, ansonsten Frontmann von NEW LONDON FIRE, die für alternativen Indierock und Pop stehen. Abweichend von seinen üblichen Gefilden hat er über die letzten drei Jahre zusammen mit den Produzenten Ryan Ball einen fragilen und an Intensität kaum zu überbietenden Soundtrack für die Nacht zusammengestellt, der auch größtenteils dann aufgenommen wurde, als die Sonne längst untergegangen war und die meisten Menschen in der näheren Umgebung friedlich in ihren Betten lagen.
Mit den zum Großteil akustischen und rudimentären Arrangements, sanften Piano- und Bläsereinsätzen sowie seiner einfühlsamen Stimme steht Debiak in der Tradition der großen amerikanischen Songwriter und Folksinger. Zeitlose und gleichzeitig moderne Musik für eine hektische Welt, die durch weitere Worte nicht hinreichend charakterisiert werden kann, weil sie das falsche Medium darstellen. Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächste Autofahrt über einsame Landstraßen mitten in der Nacht.