Soziedad Alkoholika – Mala Sangre

Okay, ehrlich gesagt war ich nicht besonders scharf darauf, in eine CD hereinzulauschen, die als spanischer Hardcore angepriesen wurde und mit dem so stimmungsvollem Titel ‚Mala Sangre’ (böses Blut) gesegnet ist, zumal der Bandname SOZIEDAD ALKOHOLIKA auch nicht gerade nach inhaltsschwerer Lyrik klingt. Gott sei Dank spreche ich absolut kein Spanisch und kann von daher voll und ganz auf das Beiblatt vertrauen, dass von inhaltlich wichtigen Themen wie „sozialer und politischer Ungerechtigkeit, Rassismus, Medienmaipulation, Faschismus und polizeilicher Korruption“ erzählt. Eine politisch ambitionierte Band also, deren Name da leicht auf eine falsche Fährte lockt. Nichtsdestotrotz stürzen wir uns mit Volldampf auf die Musik.
Schon nach ganz kurzer Zeit wird klar, wen sich die Spanier zum Vorbild gemacht haben. Die Labelkollegen Hatebreed, die unlängst erst die Wacken-Bühne unter Beschlag genommen und auf dem Festival so ziemlich alles in Grund und Boden gestampft haben, scheinen bei den persönlichen Lieblingsbands ganz oben auf der Liste zu stehen. An anderer Stelle vermeine ich dann aber auch etwas ältere Dinge herauszuhören. Insbesondere dann, wenn der Schreigesang versucht, sich an einer Melodie zu orientieren, und dabei dann von den Gitarren unterstützt wird, kommen Erinnerungen an alte Shelter-Alben hoch, wenn auch nur ansatzweise Parallelen da sind. Die Band blickt übrigens schon auf eine achtzehnjährige Vergangenheit zurück, in der sie mit ‚Mala Sangre’ ihr insgesamt achtes Studioalbum herausbringen. Leider fehlt mir der Vergleich mit den früheren Werken, denn es wäre sicherlich auch interessant, auf die Entwicklung der Band seit ihrer Entstehung zu blicken.
Klanglich gibt es eine richtige Klatsche! Tue Madsen, der auch schon als Produzent für Ektomorf, Sick Of It All, Kataklysm oder The Haunted tätig war, hat sich mächtig ins Zeug gelegt und auch für SOZIEDAD ALKOHOLIKA die Regler an die richtigen Positionen geschoben, damit auch das Endprodukt schieben kann. Das mehr oder weniger gewöhnliche Riffing der Band, das man in ähnlicher Form auch schon von anderen Bands gehört hat, brät mit unmittelbarer Wucht aus den Lautsprechermembranen.
Warum sollte man sich also diese Scheibe anhören, wenn es schon zig verschiedene Vergleichswerke gibt? Ganz einfach: dieses hier ist spanisch! Ich hätte es selbst nicht gedacht, aber diese Sprache ist optimal geeignet für geradeaus gerichteten, metallischen Hardcore. Auch wenn die Botschaften (leider) aufgrund der mangelnden Sprachkenntnisse ins Leere gehen, so ist die Klangfarbe der Stimme doch der entscheidende Faktor, der aus diesem Album etwas Besonderes herauskitzelt. Nichtsdestotrotz kann das aber auch nur ein individueller Eindruck sein, insofern solltet ihr euch im Vorfeld zumindest einmal ein bis zwei Songs angehört haben, bevor ihr euch die Scheibe in den Schrank stellt. Kräftig produzierter Hatebreed-mäßiger Hardcore geht also auch auf spanisch gut ab, und dass diese Band das Hardcore-Aushängeschild ihres Landes sind, verwundert mich nicht eine Sekunde lang! Kurzweilige Scheibe, bei der man leider nicht ein Wort versteht (na ja, es sei denn, man spricht Spanisch).

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