SPIRITUS MORTIS ist eine Band, die noch die hohe Kunst des Doom zelebriert. Allerdings stecken sie keinesfalls in einem festen Schema, das sie sämtlicher Bewegungsfreiheit beraubt. Statt dessen haben die Herren die Scheuklappen abgelegt und feuern hier regelrechte Reißer der Doomszene raus, die allesamt eines gemeinsam haben: Schwung!
Das klingt vielleicht überraschend, aber: ja, es funktioniert. Doom muss nicht zwangsläufig schleppend sein. SPIRITUS MORTIS mischen in die SlowMotion-Stilecke ein paar Ideen aus dem Heavy-Rock-Bereich und scheinen auch einige Anleihen aus der Stoner-Ecke mitgehen lassen zu haben. Manche Songs erinnern sogar schwach an Bands wie Volbeat, die ja nun bekanntlicher Weise mit Doom so gar nichts am Hut haben (was aber viele nicht wissen, ist, dass Volbeat-Mastermind Michael Poulsen früher Kopf der Deathmetal-Band Dominus war, nur so am Rande erwähnt).
Natürlich gibt es bei all dem Schwung aber auch ruhigere, gesetzte Passagen, bei denen man die Einzeltöne bedenkenlos an den Fingern abzählen kann, ohne durcheinander zu geraten. Wer also auf die puristische Schönheit des Doom steht, kommt ebenfalls nicht zu kurz bei diesem Album. Der neue Frontmann Sami Hynninen (ex-Reverend Bizarre) leistet mit seiner pathetischen Stimme einen gelungenen Beitrag zu dem insgesamt sehr schwulstig geratenen ‚The god behind the god’.
Wie das bei Doom-Alben meistens der Fall ist, so glänzt auch diese nicht durch eine besonders fette Produktion, sondern wirkt eher etwas roh, kratzig, eben genau so, wie sich Underground anhören sollte. Man erkennt zwar deutlich, dass es sich um keine Demoaufnahme handelt, allerdings ist alles so raubeinig wie möglich belassen worden, keinerlei Weichzeichner oder Gates, die störendes Rauschen entfernen würden, scheinen hier im Einsatz gewesen zu sein.
Kurz zusammengefasst: SPIRITUS MORTIS sind zwar keine x-beliebige Doomband, die nach dem altbekannten Schema verfährt, einfach durch langsame Songs in einer Schublade zu landen, sondern machen eher ihr eigenes Ding in Bezug auf Songwriting, aber: auch wenn sie keine x-beliebige sind, so bleiben sie doch eine Doomband! Wer also mit diesem Genre nichts am Hut hat, wird auch bei diesem abgefahrenen Album kaum Grund zur Freude finden. Alle anderen werden spätestens nach dem zweiten Durchlauf erkennen, dass das, was Doom bislang ausgemacht hat, bei weitem nicht die einzige Möglichkeit ist, die Stimmung auszudrücken, die man erzielen will. Klasse Scheibe, allerdings nur im Rahmen ihrer Nische!