Spyder Baby – Let Us Prey

Ich bin ja selten drastisch, wenn es darum geht, Leute des Plagiatierens zu beschuldigen. Im Fall von SPYDER BABY muss ich mich allerdings stark zurückhalten, um nicht alle zwei Minuten mit den Referenzen Marilyn Manson oder Murderdolls anzurücken. In diesem Sinne: Augen zu und durch!
SPYDER BABY ist ein Ein-Mann-Projekt, das sich Industrial Cyber Punk Metal auf die Fahnen geschrieben hat, und wie sich das für dieses doch sehr stereotype Genre gehört, so macht auch hier das Künstlerfoto einiges her. Leichenblass, überzeichnet geschminkt, die obligatorische Dreadlock-Frisur, schwarze Klamotten, reichlich Nieten, alle Klischees sind erfüllt, und genauso geht es auch musikalisch weiter. Mit einer Mischung aus Geschrei, Gesang und Psychogebrabbel, untermalt von kreischenden, stumpf Akkorde schruppenden Gitarren und Elektrobeats dröhnt das Album aus den Boxen.
Das Luxusproduktionen-verwöhnte Ohr möchte am liebsten vom Kopf springen und sich verstecken. Selten hat ein Elektroschlagzeug so künstlich geklungen, und auch die Gitarren sind in erster Linie kratzig und effektüberladen. Lediglich der ebenfalls nach ProTools klingende Bass wummert schön im Magen, wenn man ordentlich aufdreht. Naja, man muss schon Freund von diesem Gitarrenklang sein, um das länger als ein bis zwei Songs zu dulden. Wer sich aber bei oben genannten Bands oder Ministry wohl fühlt, der wird auch hier nicht direkt enttäuscht werden.
Die einzelnen Songs sind erfrischend unterschiedlich aufgemacht, folgen nicht einem strikten Schema F, sondern durchbrechen das, was man sonst so gewohnt ist. Tanzbar für die Industrial/Gothic-Szene sind mehrere der Tracks, einen neuen „Jesus built my Hotrod“ konnte ich allerdings ebenso wenig ausmachen wie eine Neuauflage von „The beautiful people“. Durch ihren eher natürlichen Sound fallen aber Songs wie ‚Watch you die’ oder ‚Sex action’ sofort auf und verleihen der Scheibe zusätzliche Abwechslung.
Sollte Rob Zombie nur noch auf dem Regiesessel sitzen und keine Musik mehr machen wollen, wer weiß, vielleicht eignet sich SPYDER BABY ja auch gut als Filmmusik… Das Album als ganzes wirkt eher durchwachsen, kann hier und da trumphen, aber nicht unbedingt, weil die Songs so gut wären, sondern weil sie in erster Linie besser sind als die restlichen Songs der Scheibe.

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