The End – Elementary

Zur Zeit scheint sich ein richtiger Trend dahingehend zu entwickeln, nicht nur einen eigenen hohen Wiedererkennungswert in die Songs zu bringen, sondern sich mit der Musik gänzlich von allem anderen vorher da gewesenen abzusetzen. So entstehen zum Teil eher skurrile Werke, aber auch Alben wie ‚Elementary’ von THE END. Scheinbar grenzenlos ist das Selbstvertrauen der Kanadier, wenn man die Art betrachtet, mit der sie stufenlos von brachialer Dissonanz-Gewalt der Marke The Dillinger Escape Plan oder Converge zu melodischen, düsteren Parts springen, wie man sie eher von Tool kennt, um dann in ebenfalls düster angehauchte Post-Hardcoreebenen einzudringen, wie es Thrice zu ‚The Artist In The Ambulance’-Zeiten oder Only Living Witness vermochten.
Um THE END den Sprung ganz nach vorne zu ermöglichen, haben Relapse nicht geknausert, was Produktionskosten betrifft (so mutmaße ich), denn das klangliche Erlebnis auf ‚Elementary’ ist Genuss pur auf allerhöchstem Niveau. Egal, welches Instrument man versucht, separat herauszupicken: keinerlei störenden Effekte, keine Overdubs oder Trigger (abgesehen von gewollten Effekten) sind zu hören, und trotzdem hat alles extrem viel Platz in der Aufnahme, kann sich klanglich zu allen Seiten ausdehnen und wirkt für sich genommen einfach massig. Besonders pfundig klatscht einem die Snare ins Gesicht, und das Schlagzeug im allgemeinen ist vom Klang was für Genießer.
Nicht für jedermanns Sache dürften die Songlängen sein. Betrachtet man diese, ist schon auffällig, dass 4 Songs zum Teil weit länger dauern als eine handelsübliche Fünf-Minuten-Terrine. Das ist der Preis, den man zahlen muss, wenn man grandiose Aufbauten in die Lieder einbringen will, wenn man nicht nur Musik, sondern auch Atmosphäre erschaffen möchte. Damit dürften sich die besonders ansprechenden Nummern fürs Radio und wohl auch für den Großteil der Alternativdiscotheken disqualifiziert haben. Aber wer möchte schon zu solch emotional tiefschürfenden Alben tanzen können?
Auf Myspace sind die recht gut den Gesamtklang der Scheibe einfangenden Nummern ‚Dangerous’ und ‚Animal’ zu hören, sowie ein älterer Song, der zeigt, wo THE END musikalisch herkommen. Schade ist lediglich, dass nicht noch eine Lied wie ‚The never ever aftermath’ seinen Weg zum Vorab-Anchecken gefunden hat, denn das ist der Weg, der in THE END´s Zukunft zu führen scheint.
THE END haben mit ihrem dritten Album einen ganz ganz großen Schritt nach vorne gemacht. Die Songs sind alles andere als trendlastig, aber sprechen trotzdem eine sehr deutliche Sprache und schaffen es, in der heutigen hart umkämpften Szene eine neue Nische zu öffnen, in die sich bislang noch keine Band so weit hineingewagt hat. Das Album hat definitiv recht gute Chancen, als richtungsweisender Vorreiter für andere einen Meilenstein zu setzen.

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