The Faceless – Planetary Duality

Captain Future spielt in einer Deathmetal-Band. Jetzt ist es raus! THE FACELESS bringen dieser Tage ihr Album ‚Planetary Duality’ raus, und schaffen damit eine Scheibe, die extrem vielschichtig ist. Frei aus ihrem Promoschreiben übersetzt heißt es: „Mittels überlegener Gedankenkontrolle schaffen sie es, Deathmetal-Fans, Hardcore-Kids, die Techmetal-Elite, Myspace-Szenekenner, Thrasher und die Kinder des Shreddens mit einem Schlag über das Gehörte zu hypnotisieren.“ Was soll ich sagen? Ich bin hypnotisiert!
Schon nach wenigen Augenblicken ist man gefangen in dem Klanggebilde, was sich da um einen auftürmt. Um Namedropping gleich mit Informationen zu koppeln, sei an dieser Stelle schon verraten, dass die Herren derzeit auf Nordamerikatour sind im Vorprogramm von Meshuggah und Cynic. Zusammen ergibt das alles eine absolut explosive Mischung, und eigentlich müssen sich THE FACELESS nicht verstecken. Es ist zu erwarten, dass sie gerade vor diesem Publikum eine riesige Menge Lorbeeren ernten dürften.
Irgendwo zwischen technischer Raffinesse, Deathmetal mit Hyperspeed-Passagen, gekonnter Stakkato-Arhythmik, sphärischen Gitarrenmelodien und Digitaleffekten hämmern sich diese Songs direkt durch die Stirn tief in die Gehirnwindungen des Zuhörers, um sich dort an jeder sich bietenden Rillung festzukrallen. Der Gesang wechselt zwischen Geschrei, Gegrunze, Computerstimmen (bzw. Vocoder) und Cleanpassagen gekonnt hin und her, ohne jemals erzwungen zu klingen. THE FACELESS haben genau den Nerv getroffen, der derzeit blank liegt. Aggressiver Deathmetal, der zum einen technisch brillant ist, zum anderen aber auch ohne jegliche Scheuklappen auskommt und in anderen Stilrichtungen umherwildert, ohne dabei den eigenen Touch zu verlieren.
Die Produktion von ‚Planetary Duality’ ist fett. Brutales Drumming, aggressive Gitarren, der Bass ist satt als Fundament zu hören, der Gesang ist direkt, hat keinen Effektschleier und klingt kein bisschen gepresst.
Es gilt, hier ganz genau hinzuhören, denn das, was einem hier geboten wird, könnte eine Zukunftsvision dessen sein, was in ein paar Jahren mal die Deathmetal-Szene dominieren könnte. Die Tage, an denen man durch bloße Geschwindigkeit einen Hering vom Teller ziehen konnte, scheinen jedenfalls gezählt zu sein. Endlich weht mal ein frischer Wind durch ein Genre, dass schon viel zu häufig totgesagt wurde und doch jedes mal wieder seine eigene Renaissance feiern durfte. Dass sich im Deathmetal-Bereich teilweise richtige Genies an den Instrumenten wieder finden, ist ja mittlerweile bekannt, doch mit der kompositorischen Breite, die THE FACELESS bieten, wird das zuletzt doch durch einheitliche Alben geprägte Genre, bei denen in erster Linie schnelles Spielen wichtig war und die auf den zweiten Blick modern wirkten (Stichwort „Deathcore“), endlich wieder um ein paar neue Aspekte erweitert.

Schreibe einen Kommentar