The Flatliners – The Great Awake

Das Leben ist ja bekanntlich eine Schachtel Pralinen, bei der man nicht weiß, was man bekommt. Fünf Euro ins Phrasenschwein. Bei Fat Wreck verhält es sich hingegen genau entgegengesetzt. Man bekommt immer Punkrock. Die jüngsten Mitglieder der Labelfamilie sind THE FLATLINERS, vier Rotzlöffel mit einem Altersdurchschnitt unter 20 Jahren aus Toronto, die mit „The great awake“ ihr zweites Album präsentieren und dafür von unserem Freund, dem Dicken Michael, höchstpersönlich auserkoren wurden. Vorher spielte man schon kreuz und quer in Kanada und den USA, darunter mit Größen wie BAD RELIGION, NO USE FOR A NAME, DEATH BY STEREO oder VOODOO GLOW SKULLS. Was für Ehren. Klingen dagegen tut man eher wie THE LAWRENCE ARMS.
In Ablehnung des Bandnamens verhalten sich die Jungs sehr agil, von der Nulllinie ist man meilenweit entfernt, die Spielfreude ist an allen Ecken und Enden zu spüren, man hat förmlich den Schweißgeruch am Ende einer energiegeladenen Show in der Nase, jedoch…
Jedoch…wie soll man es ausdrücken…trotz der verschiedenen Elemente, die THE FLATLINERS in ihre Songs einbauen – von klassischen Punkrock-Motiven über Ska-Anteilen und Streetpunk-Fetzen bis hin zu Hardcore-Andeutungen, bleibt das Gesamtprodukt ein Standart-Punkrock-Album mit den genrespezifischen Limitierungen. Hier wird nichts geboten, was man in den letzten 15 Jahren nicht schon einmal gehört hätte. Das ist nicht schlimm, weil es immer noch gut ist und ohne Ende rockt, aber es macht einem auch bewusst, wie lange es schon her ist, dass Alben wie „Generator“, „Punk in drublic“, „Trashed“, „Leche con carne“, „About time“, „…and out come the wolves“ und „Punkrockacademyfightsong“ erschienen und auf Kassette überspielt in Millionen Walkmans und Autoradios bis zum Bandsalat abgedudelt wurden. Alles großartige Werke, die eindeutig Punkrock waren, sich aber stilistisch voneinander unterscheiden ließen.
THE FLATLINERS hingegen versuchen alles miteinander zu kombinieren, produzieren aber unterm Strich einen Einheitsbrei, der zwar durchaus nahrhaft ist, aber durch die nächste Sorte aus dem Angebotsregal ausgetauscht werden kann, ohne vorher eine bleibende Geschmacksnote hinterlassen zu haben. Standart-Punk eben.
Aber was soll das Lamentieren, die Band ist noch jung und hat besonders dann ihre starken Momente, wenn sie sich dem Off-Beat hingibt. Vielleicht sollte man das beim nächsten Probeabend diskutieren, bevor man wieder meint in zwei Monaten 20 Songs schreiben zu müssen. Da sind die Probleme nämlich hausgemacht! Und einer Sache kann man sich gewiss sein: Besser als das, was der Labelchef auf seinen ersten zwei Alben fabriziert hat, ist „The great awake“ auf jeden Fall. Also, aufwachen!

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