The Hottness – Stay Classy

Es gibt extrem viele Bands, die sich schlichtweg sträuben, in irgendwelche Schubladen gepackt zu werden. Leider gibt es eine Quote von ca. 90% hierbei, die dies allein aus dem Grund tun, weil sie es nicht wahrhaben wollen, dass sie in eben genau diese oder jene Schublade passen. THE HOTTNESS sträuben sich nicht. Hier liegt der Fall klar: diese Band passt einfach in keine Schublade (oder alternativ auch in viel zu viele gleichzeitig), und das wissen sie auch! Schreigesang, Southern Rock, Punkrock der Marke The Offspring, dabei aber immer auch ein wenig Hardcore-tauglich, immer im Metalsektor angesiedelt, dann wieder fast schon radiotauglich rockig mit Cleangesang. Die musikalische eierlegende Wollmilchsau für den Metalfan.
Ich will hier mal extrem früh auf die Produktion zu sprechen kommen, da man sonst schnell zu sehr im Detail der Songs enden könnte. Die Aufnahme ist schick rotzig, knallt an den richtigen Stellen, weiß dann aber in ruhigeren Passagen auch, wie man den Dampf etwas rausnehmen kann. Eine liebevolle, druckvolle Produktion mit genug Eigenleben, um nicht in die Überproduktions-Ecke geschoben zu werden, ansonsten aber herrlich transparent und ausgeglichen!
Zurück zu den Songs! Denn genau hier liegt die Stärke der Band: abwechslungsreiche Lieder schreiben, die nicht nur in sich mit Überraschungen nicht geizen, sondern auch von Track zu Track teilweise deutlich unterschiedliche Klangfarben annehmen können, ohne dabei an Authentizität oder Eigencharakter zu verlieren. Nimmt man beispielsweise den Titel ‚This city is ours’, so hat dieser einen dermaßen deutlichen SouthernRock-Einschlag, dass man stellenweise sogar denken könnte, die Jungs covern gerade einen Song von Down. Die beiden Nummern, die das Stück umklammern, haben da ein ganz anderes Feeling. Im Vergleich dazu wirkt zum einen der zuvor gelaufene ‚Dearly departed’ fast schon anbiedernd poppig, ein wenig wie 3 Doors Down (haha, auch Down), ‚Still Standing’ ist dann wieder eher punkrockig. Bindeglied in allen Songs sind dann die melodiebetonten Gitarrenriffs und der charismatische Cleangesang. Zwar verwenden THE HOTTNESS regelmäßig auch Schreigesang, der in der Kategorie Hand To Hand liegt (womit ich jetzt auch endgültig das Namedropping für diese Rezension sein lassen werde), eigentlich sind sie darauf aber nicht angewiesen. Denn die Songs, in denen dieser deutlich spärlicher eingesetzt wird, haben bedeutend mehr Gefühl. Das Schreien mag zwar eine bestimmte Zielgruppe zufrieden stellen, macht an den Songs aber eigentlich mehr kaputt, als das es etwas zum Gefüge hinzufügen würde.
Mit ‚Stay Classy’ ist THE HOTTNESS eine Debüt-CD gelungen, die endlich mal wieder eine kräftige Briese frischen Windes in den schon fast luftleeren Raum im Bereich rockigen Metalcores hereinbläst. Oder sollte man sie besser gar nicht erst in den Metalcore-Sektor schieben und das Geschrei als Ausrutscher werten? Die Tatsache, dass sie mit Bands wie Four Letter Lie, Before Their Eyes und A Skylit Drive auf Tour gehen, sagt mir, dass sie schon gerne auf diesen Trendzug aufspringen wollen. Meiner Meinung nach sollten sie aber lieber die Pferde satteln und dran vorbeigaloppieren! Starkes Erstwerk, mehr davon!

Schreibe einen Kommentar