The Real Mckenzies – Off The Leash

Man stelle sich als Deutscher einmal vor, eine Band aus Bayern würde zünftige Volksmusik und Punkrock miteinander verknüpfen – nebst entsprechender Verkleidung. Was hierzulande nach hoffentlich nie eintretender Utopie klingt, ist im angelsächsischen Raum gang und gebe. Selbstbewusst treten meistens Nordamerikaner mit schottischen oder irischen Wurzeln an zum Ethno-Punk.

Willkommen in Vancouver. Die kanadische Stadt am Pazifik ist nicht nur Schauplatz der genialen Hörspiel-Serie GABRIEL BURNS, sondern hat auch in Realität musikalisch einiges zu bieten, etwa BRYAN ADAMS, die Punk-Heroen D.O.A. oder eben THE REAL MCKENZIES. Gegründet wurde die Band 1992 von Frontmann Paul McKenzie, der seine Familie als einen Grund hierfür anführt: „Als kleiner Junge haben mich meine Eltern und Großeltern in einen Kilt gesteckt und mich zum Singen und Tanzen zu traditioneller schottischer Musik angehalten. Eine schottische Punkband ins Leben zu rufen war meine Art der Rache!“

Auf ihrem sechsten Studioalbum kann man zwar immer noch das schottische Erbe anhand des Dudelsacks heraushören, doch scheint der Haggisbraten aufgegessen, der Whiskey getrunken und William Wallace längst hingerichtet worden zu sein. Entgegen Vertretern wie FLOGGING MOLLY hat die Band sich vom Folk stärker emanzipiert. So erstrahlt unterm Strich ein reines, einfach gestricktes, fast zeitloses und ehrliches Punkrock-Album, welches sich mit seinen Melodien schnell ins Gehirn frist und einfach gute Laune verbreitet.

Ist der Opener „Chip“ noch unter der Kategorie „Langweilig“ zu verordnen, so eröffnet doch erst die Tempo-Nummer „The Lads Who Fought And Won“ den wahren Reigen. Daneben dominieren vor allen Dingen Mittempo-Stücke das Release, etwa „Old Becomes New“ oder mein persönlicher Favorit „White Knuckle Ride“. „Anyone Else“ hingegen ist ein klassischer Rocker, „The Maple Trees Remember“ ein musikalischer Ausritt in die amerikanische Country-Steppe. Mit „Drink Some More“ ist dann doch noch die klischeehafte Pub-Hymne vertreten, bei der alle glückselig ihr Glas heben. (Das muss dann wohl auch Neu-Mitglied Sean Sellers tun, der zuvor bei GOOD RIDDANCE und auch bei SHELTER die Schießbude leitete – nicht gerade Bands, deren Frontmänner für Alkoholkonsum bekannt sind / waren.)

Also Leute. “Off The Leash” ist einmal mehr ein qualitativ grundsolides Release aus dem Hause Fat Wreck, welches Fans begeistert und Außenstehende kalt lässt. Aber mehr will man ja auch gar nicht.

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