Traktor – Sequence The Sequence

„Junge, wo ist denn deine Mama?“ – „Die ist tot, wurde vom Traktor überfahren.“ – „Und dein Vater?“ – „Der ist auch tot. Wurde ebenfalls vom Traktor überfahren.“ – „Und was machst du jetzt?“ – „Traktor fahren, Traktor fahren!“ Zugegeben: Es gibt angenehmere Tode. Und es gibt angenehmere Musik als die Noise-Attacken von TRAKTOR aus Schweden.

Nach dem Debüt „Lights“ von 2005 und der ein Jahr später erschienenden EP „Vultures“ liegt nun das zweite Langspielalbum der skandinavischen Landwirtschaftsgeräte vor. Noisecore? Screamo? Indie? Auf jeden Fall verrückt und reif für die Klapse.

Es ist mitunter immer schwierig, Sinneswahrnehmungen mit Worten zu beschrieben. Wie sieht etwas aus? Wie riecht es? Wie schmeckt es? Wie fühlt es sich an? Wie klingt es? Hier ein Erklärungsversuch: TRAKTOR sehen auf den ersten Blick recht adrett aus. Sauber, geschniegelt und gebügelt. Aber von Äußerlichkeiten sollte man sich ja nicht täuschen lassen. Sie riechen nach Alkohol…jedoch nicht nach Bier oder Wein, sondern nach reinem Alkohol. Desinfizierend. Klinisch. Steril. Rein. Sie schmecken nach erfrischendem Nichts! Nach dem klarsten Wasser, das man sich vorstellen kann. Ursprünglich. Unverfälscht. Und sie fühlen sich kalt an. Wie eine glatte, metallische Oberfläche, die im Mondschein aufblitzt.

Doch all diese Wahrnehmungen können das gehörte, die Musik, nicht ausreichend charakterisieren. Hektisch geht es zur Sache, kratzig, schräg, wild; aber auch atmosphärisch, pointiert und strukturiert. Immer wieder werden Parallelen zu REFUSED, BREACH, JR EWING oder AT THE DRIVE IN gezogen. Die Gitarren sind nur leicht angezerrt und höhenlastig. Der rollende Bass klingt auch eher nach einer zweiten Klampfe als nach einem Tieftöner. Das leicht in den Hintergrund gemischte Schlagzeug sorgt für das knisternde Hintergrundrauschen. Über allem thront die Stimme von David Daravian, fast immer schreiend, kaum singend. Ein heiseres Kreischen, das einem das Blut aus den Ohren laufen lässt.

Ich selbst habe Schwierigkeiten, Zugang zu TRAKTOR zu finden, obwohl ich den großen künstlerischen Anspruch erkenne. Ich kann sie nicht verorten, obwohl sie wohl gerade das wollen. Sie passen in kein Raster und zu keiner Gelegenheit. Und dennoch wohl in viele Schubladen und zu jeder Möglichkeit. So bleibt mir wohl nur übrig zu sagen, dass die Kunst frei ist und bleiben soll. Denn dann können wir ermessen, was wir an Produktionen wie TRAKTOR neben dem Einheitsbrei schätzen sollten.

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