Es gibt Bands, die hat man noch nie zuvor gehört, meint aber, man könne sie aufgrund ihres Images auch so schon einordnen, und man ist sich sicher, man will sie eigentlich auch gar nicht kennen lernen. Ich gestehe, dass für mich UMBRA ET IMAGO bislang dazu zählten. Jetzt liegt mir mit ‚Gott will es’ ihre neue EP vor, die für mich also als Entdeckung von Neuland zu werten ist. Im Rahmen dieser bisherigen Wissenslücke habe ich mich natürlich ein wenig umgeschaut, um die Scheibe etwas besser einordnen zu können.
UMBRA ET IMAGO spielen irgendetwas Gothic-Industrial-Metal-mäßiges. Gleich der erste Track ‚Die Ballade von den Lästerzungen’ erinnert mich an Das Ich, jedoch gepaart mit Tools ‚Die Eier von Satan’. Kochrezepte in Songs sollten verboten werden, insbesondere dann, wenn sie rezitativ vorgetragen werden. Man suche sich ein möglichst ekelerregendes, abstoßendes Vokabular, welches mit Sekreten und Flüssigkeiten zu tun hat, zähle dies auf und erkläre daraufhin, dass darin die Lästerzungen geschmort werden mögen. Fertig ist der schockierende Opener!
Insgesamt wird hier viel mit der Spekulation auf Entrüstung, Provokation und Verfemung gearbeitet. Jegliches sich bietendes Tabu, seien es Krankheiten, Tod, Sex und Gotteslästerei (interessant, diese Punkte in einem gemeinsamen Zusammenhang zu sehen, oder?) wird explizit ausgereizt. Natürlich steckt dahinter auch eine Marketing-Strategie, denn es ist ja an sich immer insbesondere das Verbotene, was den Menschen reizt und wie magisch anzieht.
Mit persönlich sind die Botschaften zu platt, zu gekünstelt und zu „gewollt provokativ“ aufbereitet, die klangliche Umsetzung ist zwar gut produziert, aber auch hier sind die Stilmittel eindeutig, mit den Sprech-/Erzählteilen, die dann wieder auf Bariton-Choräle treffen. Das ist nichts neues im Gothic-Bereich, aber UMBRA ET IMAGO zählen als Mitbegründer dieser Stilrichtung in Deutschland, daher sei es ihnen nicht übel genommen. Was kann man über diese Scheibe noch erzählen?
Das Cover macht blind und sieht aus wie aus einem schlecht gemachten Computerspiel aus den frühen Neunzigern. Diese künstlichen Farben in Kombination mit einem Foto und dem Vorhaben, nicht künstlich zu wirken, sind absolut unterste Schublade und machen eher den Eindruck, als wäre in der Druckerei etwas schief gelaufen oder versehentlich eine Entwurfsdatei als endgültiges Layout genommen worden.
Egal, was soll es. UMBRA ET IMAGO hat eine so große Anhängerschar hinter sich, dass es nahezu egal sein dürfte, was sie herausbringen. Gekauft wird es auf jeden Fall. Es ist auch keinesfalls so, dass dieses Album schlecht gemacht wäre. Es kann halt lediglich nicht mit neuen Ideen aufwarten, und das Konzept scheint ein wenig ausgelutscht und schon von anderen zu häufig kopiert zu sein. Da ist eine lahme Coververson von Eric Burtons ‚The house of the rising sun’ im Übrigen auch nicht gerade die gelungenste Aufpeppidee.