Unexpect – In A Flesh Aquarium

Aus meinen Ohren fließt Blut, mein Gehirn hat sich verflüssigt und läuft aus meinen Nasenlöchern heraus, nervöses Augenzucken und unkontrollierte Bewegungen der Arme und Beine. Was passiert ist? Ich habe ‚In a flesh aquarium’ einmal von vorne bis hinten ohne Pause durchgehört. UNEXPECT machen mich fertig! Dieses Album ist, nun, wie beschreibe ich es? Total kaputt! In meiner Verzweiflung habe ich drei Leute gefragt, was sie davon halten. Die Antworten waren „Das ist keine Musik“, „Arrrghhhhh“ und „Super! Wer ist das?“. Tja, und nun?
Um die Musik von UNEXPECT zu beschreiben, bedarf es sicherlich mehr als bloßer Worte, das ist eher eine Lebenserfahrung der ganz besonderen Art. Man bewegt sich zwischen Chanson und Blackmetal, von Elektro über Grind, dissonant, harmonisch, klassischer Gesang gepaart mit Grunts, Geige, Klavier, gezerrter Gitarre, hyperschnelle Drums nicht zu vergessen natürlich der unmöglich von einem Menschen bedienbare 9-Saiter-Bass, ganz ganz komische Kombinationen, die sich vom Gehörgang aus quer durchs Hirn fräsen und auf der anderen Seite des Schädels wieder hervortreten. Die Produktion der Kanadier ist durchaus ansehnlich und fett.
Progressiver Chaos-Blackmetal-Elektropop, so oder ähnlich müsste die Musikbeschreibung heißen. Kennt irgendwer noch die Titelmelodie der Zeichentrickserie „Inspektor Gadget“? Fragt bitte nicht, wie ich darauf gekommen bin, aber diese Melodie, verpackt in Blackmetal-Gewand, das wäre ein durchaus denkbarer Part von UNEXPECT. Alternatives Szenario: einen Deathmetal-Klassiker (ganz egal was), dargeboten von den Jacob-Sisters. Hauptsache, das ganze klingt schrill und ballert.
Aber um noch mal darauf zurückzukommen: ein neunsaitiger Bass ist etwa so gebräuchlich wie ein vierarmiger Schimpanse, der gegen sich selbst Tischtennis spielen kann. Aber was der Bassist von UNEXPECT aus seinem Instrument herauszaubert, ist wirklich beeindruckend. Am ehesten vielleicht vergleichbar mit Primus. Grandioses Tennis, was da passiert. Aber auch das glättet nicht die Wogen, die dieses unkonventionelle Songwriting aufwirft. Diese Band zu hören, erfordert Mut und starke Nerven. Wer beides hat, sollte mal vorsichtig auf Myspace in die Sache reinhören, und eines dürfte sicher sein: entweder man liebt es, oder man hasst es, dazwischen gibt es sicherlich keine Unterkategorien. Ich habe mich dazu durchgerungen, UNEXPECT zu vergöttern und sehnlichst darauf zu warten, dass die Kanadier ihren Weg auf deutsche Bühnen finden und uns auch live mit ihren abstrusen Ideen beglücken.

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